: Integration nur bis Klasse Vier
■ Eltern fordern zusätzliche Klassen an der Bugenhagen-Schule
Buchstäblich in der Sackgasse befinden sich Schüler, Eltern und Lehrer der Bugenhagenschule in Alsterdorf. Seit nunmehr vier Jahren wird an dieser der Stiftung Alsterdorf angegliederten Grundschule erfolgreich die Integration behinderter Kinder praktiziert. Doch nachdem der erste Jahrgang die vierte Klasse beendet hatte, kam in diesem Sommer die böse Überraschung. Während die nicht-behinderten Kinder an der benachbarten Gesamtschule Meerweinstraße aufgenommen wurden, fanden sich für die sechs behinderten Kinder keine Plätze in den staatlichen Integrationsklassen.
Für sie bleibt nur der Weg in die Sonderschule, fürchten Eltern und Lehrer des „Fördervereins Bugenhagenschule“. Damit sich das Problem nicht alljährlich wiederholt, fordern sie nun den Ausbau der Bugenhagenschule zu einer dreizügigen Gesamtschule unter kirchlicher Trägerschaft.
Die laufenden Kosten einer solchen Einrichtung würde zu 80 Prozent der Staat übernehmen, das Gelände würde die Stiftung Alsterdorf stellen. Die 26 Millionen Mark Baukosten soll die Nordelbische Kirche übernehmen. Es stünde der Kirche gut an, etwas für die Integration Behinderter zu tun, sagt Inga Lehmann, Mutter einer Zweitklässlerin, die im Rollstuhl sitzt. Für die Kinder, die allesamt in der intergrierten Grundschule gut klarkommen, sei der Verlust der Schulkameraden sehr schmerzlich.
Bedarf für eine größere Schule scheint gegeben. Den 40 Plätzen pro Jahrgang stehen 200 bis 300 Anmeldungen gegenüber. Doch die Kirche hat kein Geld. Man stünde dem Vorhaben positiv gegenüber, könnte aber „keine neuen Verpflichtungen eingehen“, sagt die zuständige Oberkirchenrätin Petra Thobaben, es sei denn, der Förderverein mache Geldgeber ausfindig.
Könnten die Schüler nicht auch an der Gesamtschule Meerweinstraße unterkommen, an der es bereits eine Integrationsklasse gibt? Die Schulbehörde winkt ab. Die Übernahme setze einen „intensiven Kontakt“ zwischen abgebender und nehmender Schule voraus, sagt Behördensprecher Vieluf. Darüber hinaus seien die Mittel für neue Integrationsklassen von der Bürgerschaft mit „entsprechend langfristigen Haushaltsvorläufen festgelegt.“ Im Haushalt 1994 ist nur ein neuer Standort an der Gesamtschule Heidberg vorgesehen. kaj
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