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Neonazis denken – an Terror

■ Rechte Szene hat Nährboden / „Bei Autonomen abgeschaut“ perfekt

Das Ereignis kam aus dem rechten Lager. Neonazis veröffentlichen im „Einblick“ 250 Namen von Gegnern und riefen offen zur Gewalt auf. Besorgnis macht sich breit, während Neonazis Grund zur Freude haben – sie stehen mal wieder in den Schlagzeilen. Doch eine genauere Analyse am Beispiel der Naziszene in Niedersachsen zeigt, daß der rechte Terror noch nicht seinen Höhepunkt erreicht haben kann. Die Rechten formieren sich erst. Knapp 1.600 fremdenfeindliche Anschläge wurden im vergangenen Jahr registriert, die meisten davon politisch motiviert. Rund 250 Anschläge gingen auf das Konto rechtsradikaler Skinheads. „Das sind jene Straftaten, die wir eindeutig als rassistisch einstufen“, erläutert Hans-Wilhelm Duvenhorst vom Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA). „Die meisten anderen Delikte sind fremdenfeindlich, aber nicht unbedingt von extremen Rechten verübt – das ist das Problem.“

Nach Ansicht des LKA bilden fremdenfeindliche Parolen den Nährboden für Neonazis. Eine Studie der Universität Trier bestätigt die Aussagen des LKA. Von 1358 untersuchten fremdenfeindlichen Anschlägen gingen 70 Prozent auf das Konto 15- bis –20jähriger. Das Ergebnis läßt sich auf Niedersachsen übertragen: Der Anteil an Straftätern in diesem Alter liegt hier bei 69 Prozent. „Was auffällt, ist auch die Tatsache, daß nur die wenigsten Täter aus sogenannten asozialen Schichten kommen“, erläutert Hans-Raimund Schult vom LKA. „Die Trierer Studie hat uns gezeigt, daß es sich um Leute mit Schulbildung, einer Lehre und festem Einkommen handelt. Die sind von der Ausländerproblematik gar nicht betroffen.“

Saufende, glatzköpfige Jugendliche gehören zwar immer noch zum gewalttätigen Potential. Aber sie stellen zum großen Teil nur noch die geleitete Masse. „Bisher bestanden rechte Gruppierungen aus Mitläufern und Idioten. Inzwischen haben sie Leute, die denken“, erklärt Duvenhorst. „Michael Kühnen von der FAP war eine Gefahr und Christian Worch von der Nationalen Liste ist es auch – um bei den Lebenden zu bleiben.“ Nach Ansicht des LKA versuchen die Rechten mit solchen Köpfen neue Strukturen aufzubauen. „Sie haben sich bei Autonomen abgeschaut, wie man Aktionen aus dem Untergrund plant und perfekte Organisationsstrukturen schafft“, so der LKA-Mann. Aber die Rechten seien noch weit davon entfernt ebenso perfekt zu funktionieren.

Der Mangel an Perfektion läßt die Anschläge nicht harmloser werden. Bis November diesen Jahres registrierte Niedersachsen 16 schwere Brandanschläge mit fremdenfeindlichem Hintergrund. Daß dabei niemand zu Tode kam, ist einzig dem Zufall zu ver Derdanken. Rechte Parteien seien laut LKA in solchen Anschlägen nicht nachweisbar verwickelt.Doch Hans-Raimund Schult fügt hinzu: „Wir haben eine Aufklärungsquote von 17,5 Prozent. Wer hinter den restlichen 82,5 Prozent der Anschläge steht, können wir uns nur denken. Sagen können wir es.“ Vlad Georgescu

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