■ Kommentar: Birma – so weit weg wie möglich
Prominenz war noch nie ein Hinderungsgrund bei der Vergabe des Bremer Solidaritätspreises. Auch Winnie und Nelson Mandela hatten längst auf der ganzen Welt einen großen Namen, bevor sie auch noch in Bremen geehrt wurden. Mit Aung San Suu Kyi hat jetzt wieder eine „Prominente“ den mit symbolischen 10.000 Mark dotierten Bremer Preis verliehen bekommen. Spätestens seit dem Friedensnobelpreis für die birmanische Oppositionspolitikerin gehört auch sie zu den bekanntesten DissidentInnen diktatorischer Regime.
Zumindest unter diesem Aspekt ist die Entscheidung dieses Jahres wieder der bequemste Weg gewesen. Bei der Ehrung von Aung San Suu Kyi kann man nichts falsch machen. Aber ist das schon alles? Mit dem kleinen Bremer Preis gäbe es auch die Chance, Menschen mit Rückgrat sichtbar zu machen, die nicht so schnell und einfach in die westlichen Kategorien der guten Oppositionellen passen. Und es gäbe auch Menschen aus Ländern, deren Unterdrückung und Verfolgung in Bremen weit präsenter sind, zum Beispiel die kurdischen. Aber dann hätte man sich mit dem Bremer Preis auch in Bremer Probleme einmischen müssen. Eva Rhode
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