piwik no script img

■ SoundcheckUrban Species / Grant Lee Buffalo / Juliana Hatfield

Gehört: Urban Species. „Wer den Wind säht, erntet das Tempo“ hieß Mc Solaars erster Hit. Ein seltsamer Titel, dessen Bedeutung die Urban Species illustrierten, die gerade mit dem rappenden Franzosen im Studio waren. Als das Publikum am Freitag im Knust kleinlaut „too slow“ mäkelte, nahm der „Connaisseur of Rap“ Mint die Bemerkung auf, beschleunigte „Hide and Seek“ zu einer irrwitzig schnellen Trash-Version. Zu abrupten Tempowechseln ist das urbane Trio in der Lage, seit sie Zuwachs bekommen haben: eine Rhythmus-Sektion, die zwergenwüchsige Soulsängerin Caesare und der schottenberockte Tänzer, der „zu funky zum sprechen“ sei.

Die achtköpfige Band, die sich im Knust drängelte, trumpfte von Anfang an mit hyperventillierendem P-Funk auf. Auf diesem robusten Tisch reichten sie dann die Leckereien: In Mints eleganten Rap fiel der raunzende Toaster Slim ein, der von Caesares zuckrigen Souleinlagen gestoppt wurde. Das Ganze mit soviel Gespür für die gute Melodie, daß man noch den Teller auslecken wollte. Bei der Zugabe hatten dann auch alle ihre Rollen abgelegt - abgebrühte Fotografen führten mit dem Publikum Veitstänze auf, der hippieske Gitarrist leckte seine Saiten, Mint stellte seinen Waschbrett-Oberkörper zur Schau und sogar der Schottenrock fand seine Worte wieder. Vielleicht wählten die Species „the Consequence of Ignorance“ als Zugabe, weil gerade 50 Hanseaten die Chance wahrnahmen eine famose Band zu hören.

Volker Marquardt

Gehört: Grant Lee Buffalo/Juliana Hatfield. Trios sind eben doch die netteren Bands. Grant Lee Buffalo und Juliana Hatfield erfüllten die Große Freiheit mit behaglicher Sparsamkeit, die keine Zeit für dämliche Posen ließ. Grant Lee Buffalo verteidigen ihre sparsamen Songs mit entschlossener Leidenschaft. Sänger und Gitarrist Grant Lee Phillips verblüfft entgegen seinem tapsigen Äußeren durch majestätische Geschmeidigkeit. Die rauhe Eleganz seiner Stimme führt den Sound seiner Kapelle fast schon in Big-Band-Dimensionen. Juliana Hatfields Qualitäten als Frontfrau scheinen hingegen eher aus der Not geboren: da sie nun schon einmal einen Haufen wunderschöner Songs geschrieben hat, muß sie diese auch vortragen. Ihr flehender Gesang verliert sich dabei in den eigenwillig gewundenen Melodien wie ein viertes Instrument. Sie steht so symphatisch normal auf der Bühne, daß dagegen selbst das oft bemühte Mädchen von nebenan noch schrullig wirkt. nnBjörn Ahrens

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen