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"Insel" erhält Nachbarin

■ Erste Stufe des Wettbewerbs "Schöneberger Kreuz" entschieden / 15 Entwürfe gehen in die zweite Runde

Schönebergs dichtbebaute „Rote Insel“ erhält eine städtebaulich strukturierte Nachbarin: die „Südinsel“ am Schöneberger Kreuz. Das von Lagerschuppen und Sportanlagen, Fern- und S-Bahngleisen zerschnittene Areal am Sachsendamm soll aus dem Griff betonierter Krakenarme wie der Autobahn befreit und an die Stadt angehängt werden. Doch ob die rund 90 Hektar große Fläche südlich der Ringbahn in der Zukunft grün, steinern oder bewohnt aussehen wird, bleibt erst einmal Geheimnis.

Das Preisgericht des von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und den Bezirken Schöneberg und Tempelhof ausgelobten „Ideenwettbewerbs Schöneberger Kreuz“ wählte in einer „ersten Stufe“ ein Sammelsurium von 15 Entwürfen aus, die alles und nichts für das Gelände bringen können: paradiesische Inseln, Kreuzberger Mischung oder Lange Jammer wie im Märkischen Viertel. Das Ziel der ersten Wettbewerbsstufe, sagte Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse, „war vor allem, tragfähige Konzepte und nicht futuristische Positionen zu erhalten“. Die Entscheidung falle in der zweiten Wettbewerbsphase im April 1994. Der endgültige Entwurf müsse sich in einem kooperativen Verfahren zwischen den Architekten „konkretisieren“. Dennoch könnten Teilideen vieler Planer als Mosaiksteine in den Masterplan miteinfließen.

Entschieden ist bislang, daß in dem gut erschlossenen Gebiet Arbeitstätten auf 700.000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen könnten. In dem Neubaugebiet soll ein Wohnanteil von 25 Prozent zur Urbanisierung beitragen. Den Mittelpunkt des Stadtteils bildet der ICE-Bahnhof Papestraße, entlang der S-Bahnlinie 1 sollen Gewerbeansiedlungen entwickelt werden. Zugleich forderte die Auslobung, daß die Neugestaltung des Gebiets auf die unterschiedliche Struktur des Areals Rücksicht nehmen müsse.

Für die Entscheidung des Preisgerichts war wichtig, so Jury-Mitglied Wolfgang Branoner, daß die Entwürfe keine „einfache Fortsetzung“ der vorhandenen Bebauung darstellen sollten. Die „Zäsuren“ im Stadtbild verlangten am Schöneberger Kreuz nach anderen Lösungen. Nur die Bereiche nördlich der Ringbahn könnten etwa die Blockstruktur aufnehmen, die „Linse“ – das Gebiet zwischen Sachsendamm und Ringbahn – müßte dagegen anders gestaltet werden. Von Bedeutung war auch, wer dem Bahnhof Papestraße ein „Gesicht“ gegeben hatte.

Gegenüber der taz präzisierte Siegmund Kroll vom Schöneberger Planungsamt einige Leitideen der Planer. Interessant sei beispielsweise der Entwurf von Reimar Hebst, der das Autobahnkreuz überbaut und dem Bahnhof einen großen Vorplatz gibt. In die Wertung kamen die Ideen von Georg Ritschl oder von Heidi und Franz Maurer, stellten doch sie Überlegungen zur großflächigen Begrünung und zur Aufgabe des Sachsendamms dar. Insgesamt legte die Jury Wert darauf, daß nördlich des Sachsendamms eine dichte Bebauung entsteht, südlich aber mit Freiflächen und den Gewerbebereichen an den Bahnhöfen Papestraße und Schöneberg geplant werde. Das rund 7 Milliarden Mark teure Bauvorhaben wird rund 20 Jahre in Anspruch nehmen. Rolf Lautenschläger

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