: Hilfe, Weihnachten!
■ CVJM, Frauenhaus und Telefonseelsorge halten sich bereit
Ein alkoholfreies Weihnachten mit Kicker-Turnier bietet der CVJM am 24. Dezember für Leute von der Straße an. „Im letzten Jahr waren rund 200 Menschen da“, erzählt der ehrenamtliche Mitarbeiter Matthias Wölk. Er und 13 andere KollegInnnen erwarten ein volles Haus – so war es auch in den letzten sieben Jahren. Zwei Drittel der Besucher sind Männer.
Stellt sich das Frauenhaus Bremen auf ein besonders hektisches Wochenende ein? „Nein“, meint eine Mitarbeiterin am Telefon „nach unserer Erfahrung verlaufen diese Tage ganz unterschiedlich.“ Es sei ein Pauschalurteil, daß gerade an Weihnachten die Gewalt eskaliere. „Die Frauen haben meistens eine lange Gewalterfahrung hinter sich und entscheiden dann spontan den Schritt, ins Frauenhaus zu gehen.“ Das Phänomen Weihnachten, „das Fest der Liebe“, könne auch zur Folge haben, daß die Frauen den Kindern zuliebe den falschen Frieden aufrechterhalten und die Feiertage „durchhalten“.
„Unsere Erfahrung ist, daß einsame Menschen sich auf diese Zeit oft umsichtig mit Programmen vorbereiten und schon vorher gut für sich sorgen“, sagt der Leiter der Telefonseelsorge Bremen, Jürgen Bartholdi. „Wir haben dann eher mit Menschen zu tun, die von den Feiertagskrisen unerwartet getroffen werden. Meistens gibt es Konflikte bei Familientreffen, wenn Leute, die sich lange nicht gesehen haben, aufeinandertreffen. Uns rufen dann die verletzten Menschen an, die mit diesen Problemen fertigzuwerden versuchen.“ Das Team von insgesamt 80 MitarbeiterInnen bemüht sich, an den kritischen Tagen die Telefonbereitschaft zu erhöhen. An den Telefonen sitzen übrigens „ganz normale Menschen mit plietschem Sinn“.
AnruferInnen, die mit ihrer psychischen Krise nicht allein bleiben können, wenn der Hörer aufgelegt ist, macht die Telefonseelsorge auf die AnsprechpartnerInnen des Sozialpsychiatrischen Dienstes aufmerksam. Auch dort ist rund um die Uhr jemand zu ereichen. Notfalls sind die MitarbeiterInnen bei der Einweisung in eine Kriseneinrichtung behilflich.
„Es läßt sich so nicht sagen, daß gerade zu Weihnachten die Zahl der Selbstmordgefährdeten steigt“, meint Jürgen Bartholdi. „Wir machen wie immer das Angebot, ausführlich mit den verzweifelten Menschen zu reden. In dieser abgedunkelten Lebenssituation haben viele das Gefühl, auf einer Straße zu sein, die immer enger wird.“ sl
Frauenhaus Bremen: 34 95 73 Telefonseelsorge : 111 01
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