Sanssouci: Vorschlag
■ Katharina Koschny singt "Chansons fatales"
Reich und schön will sie sein, aber auch verliebt, verlobt, verheiratet. Ein Leben wie im Schlaraffenland Hollywood besingt Katharina Koschny so klar, so jubelnd und hell bis – ja, bis das Nutella-Problem die traute Zweisamkeit auf den Boden der Tatsachen bringt (gehört Schokocreme nun in den Kühlschrank oder nicht?). Das harmonisch-liebevolle Duett zwischen Katharina Koschny und Johannes Falkenstein, ihrem Begleiter am Klavier, endet im zuckersüß-messerscharfen Schlagabtausch. Sie sind ein perfektes Team, auch wenn Katharina Koschny noch etwas allzu starr in die Ferne über den Köpfen ihres Publikums blickt und man wünschte, Johannes Falkenstein bespiele mit seinen flinken Fingern ein tadellos gestimmtes Klavier.
„Chansons fatales“ singt die Schauspielerin, die alles will und noch ein bißchen mehr. Bloß keine falsche Bescheidenheit! Ihre Welt der Chansons ist die des Glamours, die Stimme perlt milde, schwillt voll an, haucht rauchig-spröde und kokett frivol. Vor allem die unteren Stimmlagen füllt sie gekonnt, auch wenn sie noch lange keine Femme fatale ist wie das „Raubtier“ Gerlinde Kempendorff, die ihr Publikum immer charmant und doch fest im Griff hat. Ein bißchen zu schüchtern noch präsentiert sie sich mit ihrem ersten Chansonprogramm dem Publikum, dabei hat sie es nicht nötig: Mit Liedern von Curt Bois und Greta Keller, Günter Neumann, aber auch Filmsongs von Marilyn Monroe beweist sie durchaus ihren eigenen Charakter. Das schmachtende „Diamonds are a Girls Best Friend“ intoniert sie trotzig im Stakkato, die deutsche Version von Jacques Brels „Ne me quitte pas“ dagegen fließt melancholisch ins Herz. Ihr Lied aber vom Hausfrauenleid schwankt zwischen Resignation und Aufsässigkeit, während sie als „Daddy's“ Töchterchen das Klischee von amerikanisch versnobten Ami-Gören perfekt hinrotzt.
Katharina Koschny ist als Chanson-Interpretin eine (noch) kleine Grande Dame französischen Stils, genausogut aber amerikanisch trivial und so mondän-frivol wie der Ruf der zwanziger und dreißiger Jahre. Ein sentimentaler Abend der schönen Melodien, die immer dann spritzig-frech werden, wenn man sich in Melancholie verlieren möchte. Petra Brändle
Am 26.12., 20 Uhr, in der Galerie Bildfang, Kyffhäuserstraße 10, Schöneberg.
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