Wider den Winter

■ „Cyrano von Bergerac“ am ersten Feiertag im Zweiten um 21.50 Uhr

Statt einer Inhaltsangabe des bekannten Nasen- und Degenfilms mit Gérard Depardieu bringen wir an dieser Stelle einen kurzen Auszug aus einem Buch mit „satyrischen“ und Liebes-Briefen des echten Cyrano (1619–1655). Der für seine schöne Aufmachung von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnete Band heißt „Herzstiche“ und ist im Verlag Mathias Gatza (Berlin) erschienen.

An Herrn Le Bret, Advokat im Königlichen Rat

Wider den Winter

Monsieur, dieses Mal hat der Winter der Erde den Hosenlatz behext; die Materie machte er kraftlos, und der Geist selbst, obgleich körperlos, ist nicht in Sicherheit vor seiner Tyrannei. Meine Seele ist so in sich geschrumpft, daß mir, wo immer ich mich heute auch berühre, mehr als vier Finger vonnöten sind, um mir mühsam zu vergegenwärtigen, wo ich bin. Ich betaste mich, ohne mich zu fühlen, und hundert Pforten hätte eine Klinge zu meinem Leben öffnen können, ohne an die des Schmerzes zu schlagen. (...)

Alles, was dem Winter nur ähnelt, flößt mir Angst ein. So sind mir Spiegel unerträglich wegen ihres eisigen Glases; die Quacksalber fliehe ich, heißt es doch, sie verkauften schwarzen Schnee. (...)

O ja, unbarmherzig hat der Winter mich in solch üble Laune versetzt, daß mir die Augusthitze vielleicht die dickflüssige Trägheit des Januar nicht wird wegtrocknen können. (...)