: Fluchtende in Dagestan
■ Kidnapper von Südrußland gefaßt
Moskau (dpa) – Die Geiselnahme von Rostow am Don ist am Montag nach fast 96 Stunden mit der Festnahme der vier Kidnapper beendet worden. Von den insgesamt 17 Millionen Mark Lösegeld konnte jedoch nur ein Teil sichergestellt werden. Die Geiselnehmer müssen mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.
Die Männer – ein Kirgise, ein Usbeke, ein Kasache und ein Russe im Alter zwischen 29 und 47 Jahren – hatten am Donnerstag mittag eine Schule in Rostow am Don überfallen und zwölf Kinder sowie eine Lehrerin festgehalten. Zudem hatten sie einen Bus samt Fahrer in ihre Gewalt gebracht. Es folgte eine Odyssee quer durch den russischen Nordkaukasus mit einem Militärhubschrauber. Die letzten drei Geiseln, zwei Jungen und der Busfahrer, kamen am Sonntag abend auf dem Flughafen von Mineralnye Wody frei.
Danach flogen die Entführer mit den beiden Piloten in das 350 Kilometer entfernte Machatschkala, Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan. Nach der Landung ließen die Täter die Piloten frei und flüchteten zu Fuß in Zweiergruppen weiter. Wie die Kidnapper bei den Verhören schilderten, hatten sie sich verflogen und waren nur zufällig gelandet. Eigentlich wollten sie bei der Stadt Chassawjurt, nahe der Grenze Dagestans zur Teilrepublik Tschetschenien, abgesetzt werden. Tschetschenien gilt bei russischen Sicherheitsbehörden als „Zufluchtsort für Kriminelle“.
Einheiten der Innenministeriumstruppe Kaskad gelang es schließlich, die Kidnapper festzunehmen. Sie hätten keinen Widerstand geleistet. Eine Gruppe hatte nach den Angaben 6,5 Millionen Dollar bei sich. Wieviel die zweite Gruppe mit sich führte, war zunächst unklar. Bei der Vernehmung gaben die Täter an, Geld abgeworfen zu haben, da sie befürchteten, vom Gebiet Tschetscheniens aus beschossen zu werden.
Unklar blieb, ob neben dem Lösegeld ein weiteres Motiv bestand. Der Anführer der Gruppe, Arslan Kassimow, sagte bei ersten Vernehmungen, er habe das Lösegeld für eine Behandlung gegen die Immunschwächekrankheit Aids nutzen wollen. Kassimow ist den Angaben nach wegen Drogendelikten und Raubüberfalls dreimal vorbestraft. Er sagte aus, seinen Komplizen je hunderttausend Dollar angeboten zu haben. Ihre erste Forderung in Rostow am Don, in die iranische Hauptstadt Teheran ausgeflogen zu werden, sei nur ein Bluff gewesen.
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