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SanssouciNachschlag

■ "Last der Lust" - Ausstellung im Fort Knox

„Nur für Erwachsene“ steht auf der Einladungskarte. Drei rote Kreuze geben vor, den weißen Karton zu versiegeln. Hier sollen wohl Voyeuristen mit Woolworth-Phantasien provoziert werden. Auch der aufgeklappte Inhalt der Ankündigung aus der Galerie Fort Knox ist nicht exklusiver: Ein schwarzer Seidenstrumpf, der das Thema der Vernissage „Last der Lust“ neckisch umschmeicheln will. Es wird also zum Angriff auf den guten Geschmack geblasen, geleckt und gevögelt, denkt man sich, nun doch irgendwie neugierig geworden – und geht hin.

Auf den Bildern Marius Kettlers wird zwar tatsächlich geblasen, gevögelt und geleckt. Doch den auf schweren Ölschinken dargestellten Frauenakten geht jegliche Pikanterie und Unverschämtheit ab. Muskulös und gleichzeitig ausgemergelt sind diese Laster-Automaten, androgyn und unbeteiligt ihre Gesichter. Von Lust keine Spur. Dafür Stellungen aller Art, die manchmal scheinbar gleichgültig, manchmal manieriert in die Serie der unlustigen Körperhaltungen integriert werden. Die große Dame des Abends, die Erotik, glänzt durch Abwesenheit. Und Kettlers Bildfiguren haben es längst aufgegeben, sie zu erwarten. Dunkelgraue Schamlippen, dick wie Fahrradschläuche, wächserne Brüste, bläulich schattiert, „ohne Titel“. Die Arbeiten des Berliner Künstlers kommen schrill und obszön daher. Auf den zweiten Blick wirken sie seltsam unschuldig. In diesem Kippmoment liegt wohl Raffinesse, meinetwegen auch etwas Provokation.

Die Skulpturistin Dolores Kettler ist leiser – und radikaler. Hölzerne, protzig arrangierte Phalli, mit Blattgold überzogen, sollen die Betrachter im unklaren über die Materialität lassen. Veredelte Natur oder ikonenhaft erstarrte Zepter? Mit dieser monumentalen Manneskraft konkurrieren schemenhafte, vaginale Formen aus Holz. Fragil und verspielt zugleich. Bei der Künstlerin stehen Zeichen nicht mit der Last der Lust, sondern mit der Last oder Lust ihrer Konnotation im Widerstreit.

Das Künstlerehepaar stellt Irritationen selbst provozierter Erwartungshaltungen aus, nicht mehr. Birgit Glombitza

Bis 28.2., So-Fr 10.18.30, Sa 9-13 Uhr, Fort Knox, Suarezstraße 8, Charlottenburg.

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