: Deutsche guckten „so merkwürdig“
■ Prozeß um den Tod des Türken Mete Eksi: Seine Freunde bezichtigen die drei angeklagten Brüder, angefangen zu haben
Der Prozeß um den Tod des 19jährigen Türken Mete Eksi wurde gestern mit der Vernehmung seiner vier Freunde fortgesetzt. Wie berichtet, müssen sich die drei deutschen Brüder Michael, Martin und Markus Sch. – 25, 24 und 18 Jahre alt – wegen Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise Beteiligung an einer Schlägerei verantworten. Mete Eksi war im November 1991 an den Folgen einer Hirnverletzung gestorben, die ihm der Hauptangeklagte Michael Sch. mit einem Baseballschläger beigebracht haben soll. Die Baseballkeule hatte einem der vier türkischen Freunde gehört, mit denen Mete Eksi an jenem Abend unterwegs war.
Während die Angeklagten am ersten Prozeßtag erklärt hatten, die Schlägerei am Adenauerplatz sei von den fünf Türken ausgegangen, sagten Eksis Freunde gestern genau das Gegenteil: Die drei Brüder hätten angefangen. Der 20jährige Ali Y. berichtete, daß die Brüder bereits im Café Grafitti „so merkwürdig“ geguckt hätten. „An ihrem Blick konnte man erkennen, daß sie ausländerfeindlich gesonnen waren.“ Draußen vor dem Lokal hätten die Brüder die türkische Sprache „nachgeäfft“. Der 21jährige Ender Y. erklärte, er habe die Deutschen im Lokal akustisch zwar nicht verstehen können, habe aber „den Eindruck gehabt, daß sie uns nachäfften“.
Er habe ein wenig später als seine Freunde das Café verlassen. Draußen habe er gesehen, wie die drei Brüder eine Frau zwischen sich „herumwarfen“, ob aus Spaß oder Ernst, wisse er nicht. Dann sei es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen der Gruppe der Deutschen und Türken gekommen. Daraufhin habe er (Ender Y.) in einer Art „Kurzschlußreaktion“ aus seinem Auto den Baseballschläger geholt. „Ich wollte mit der Keule in der Hand sagen, daß jetzt Schluß ist und wir uns friedlich auseinandersetzen sollen.“ Michael Sch. habe ihm den Schläger jedoch mit einer Drehbewegung entwunden. Ender Y. betonte mehrfach, die Schlägerei habe erst begonnen, nachdem ihm die Keule entrissen worden sei. Als er sich umgedreht habe, habe er Mete Eksi neben einer Blutlache auf dem Boden liegen sehen.
Nach Angaben der übrigen beiden Zeugen Ozan A. und Ercan K. war Michael Sch. auf den abgewandt stehenden Mete Eksi zugerannt, hatte mit der Keule ausgeholt und zugeschlagen. Der 25jährige Ercan K. berichtete als einziger, die Brüder hätten „so was wie ,dreckige Türken‘“ geschimpft. Auf die Frage, warum er dies nicht schon bei den zahlreichen früheren Vernehmungen vorgebracht habe, erklärte der Zeuge: Er habe es getan, aber die Polizei habe dies nicht protokolliert. Der Prozeß wird Dienstag fortgesetzt. plu
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