■ Bücher.klein: Männer und Mäuse
Wer nicht alt werden will, der muß jung sterben – das wissen wir, und danach richten wir uns. Es gibt aber einen Trost für die jung Gestorbenen, auf den wir nicht gekommen wären: Denn gilt „nicht auch ..., daß allein eine knapp bemessene Lebenszeit davor bewahrt, die Konfrontation mit dem Wandel und seinen Zwängen, Zumutungen und Beunruhigungen ertragen zu müssen?“ Will heißen: Wer jung stirbt, hat doch eigentlich Glück gehabt, denn er nimmt seine Welt gleich mit ins Grab. „Solche Gunst ist Ernst Jünger nicht zuteil geworden, obwohl er sich manchmal danach gesehnt hat und im übrigen an Gelegenheiten kein Mangel war.“
Ja, so ist's, die Helden sterben nicht aus, obwohl ihre Welten verschwinden. Und immer wieder entbietet sich einer, ihre Saga neu zu schreiben. Noch vor dem neuen FAZ-Herausgeber Schirrmacher fand sich – schon aus Altersgründen – in Martin Meyer, Jahrgang 1951, ein Feuilletonist, der in den Schützengräben des Geistes gern Stellung bezieht. Zu dessen mimetischer, wortreicher und der Klarheit deutscher Sprache nur entfernt verwandten Biographie des durabelsten deutschen Dinos hat der verstorbene Niklaus Meienberg zum Erscheinen des Buches im Spiegel (Juni 1990) eigentlich schon das Nötige gesagt – aber das Gedächtnis ist kurz, und deshalb sei an dieser Stelle vor der Taschenbuchausgabe noch einmal heftig gewarnt. Wenngleich die Lektüre auch sehr lustig ist. So der Überlebende Jünger über den Toten Hitler 1946: „Das Urteil wandelte sich etwa von: ,Der Mann hat recht‘ zu ,Der Mann ist lächerlich‘, und ,Der Mann wird unheimlich‘. ... Bei den ersten großen Wahlerfolgen und der Machtübernahme war ich schon weit von den Ereignissen entfernt. Bereits die Einzelheiten des Münchener Putsches hatten mich verstimmt.“ ES
Martin Meyer: „Ernst Jünger“. dtv, 699 S., 29,90 DM
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