■ Tip: Doktorspiele
„Ärzte“, ARD, 20.15 Uhr
Einsatz in Mainhatten, Notrufzentrale. Nacht. Bereitschaftsärztin Andrea Löbach (Sabina Trooger) hat keine Zeit, ihren Kaffee auszutrinken, geschweige denn, ein Privatleben zu führen. Derweil sie mit Blaulicht zum Unfallort eilt, liegt ihre Beziehung mit Freund Konrad (Matthias Brenner) längst im Koma.
„Nachtrunden“ ist der Titel des Pilotfilms, mit dem das Erste die neue Reihe „Ärzte“ eröffnet. Sie knüpft an das seit 23 Jahren bewährte Regional-Modell „Tatort“ an. Ermittelte bislang für jeden ARD-Sender ein eigener Kommissar, so heißt es nun: Jedem sein Doktorspiel. Sieben Sender und der österreichische ORF haben abwechselnd Sprechstunden. Dr. Löbach ist für den HR in Bereitschaft. Für den MDR operiert Chefchirurg Heinrich Klein (Uwe Kockisch). Sportarzt Conny Knipper (Dietmar Bär) diagnostiziert für den WDR. Und der Wiener Gynäkologe Helmut Singer (Fritz Egger) interessiert sich privat stark für Sigmund Freud – Heimspiel für den ORF.
Die „Nachtrunden“ beginnen mit einem Notrufer, dessen Oma im Sterben liegt. Trotzdem provoziert er beim Nennen der Adresse absichtlich einen Versprecher. Dr. Löbach und ihr Sanitätsfahrer Klaus Frühtrunk (Robinson Reichel) fahren daher eine falsche Straße an. Wegen der verlorenen Minuten stirbt die Großmutter des Anrufers an einem schnell wirkenden Gift. Doch für die kriminalistische Seite dieses Einsatzes hat Dr. Löbach keine Zeit. Ein Amokläufer hat inzwischen ein Restaurant demoliert, in dem ein Automobilclub tagte. Seine Tochter war von einem Innenstadt-Raser überfahren worden... Und ganz groß in kleiner Rolle erscheint nebenbei die Frankfurter Apfelwein-Löwin Lia Wöhr („Zum Blauen Bock“) als Pennerin.
Die sichere Hand, mit der Sylvia Hoffmann zwischen Metropolen- Freakshow und den privaten Problemen der Notärztin changiert, ist ansonsten nur in US-Produktionen zu sehen. Wen wundert es. Schließlich hat die Regisseurin vier Jahre in den USA gelebt. Unter ihrem präzise beobachtenden Blick werden die Straßen von Frankfurt spannend wie die von San Franzisko. Edgar Schmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen