Sanssouci: Vorschlag
■ Kim Salmon & The Surrealists morgen im Huxley's Jr.
I watch you hangin' out, in nightclubs, hangin' out in bars, hangin' out in pools, hangin' out in a back of cars. Sehnsüchtige Zeilen, an eine zweite Person gerichtet. Doch kann man davon ausgehen, daß der, der diese drop-out issues mit cool-gestöhnter Stimme singt, auch in fortgeschrittenem Alter nicht auf sie verzichtet: Kim Salmon, australisches Untergrund-Fossil, Gitarrist (und auch Bassist) der besten, größten und livehaftigsten Bandkonglomeration der Welt.
Seine früheste Band nannte sich „The Scientists“, Forscherin von Punk-Beat- und Stooges-Gnaden, die in ihrem Herzen einen Platz namens Swampland fand, sich damit unsterblich machte, ansonsten mit Beefheart- und Vega-Versionen raven ging und geheimnisvoll auf den Londoner Spuren der Birthday Party cruiste. Nach der tiefen Erkenntnis, eine „Human Jukebox“ zu sein, ließ man den Scientists-Strang erst einmal fallen, wimdete sich anderen Projekten wie den Beasts Of Burbon oder den Dubrovniks, trennte sich hier und traf sich da wieder. Irgendwann schlug bei Kim Salmon dann so etwas wie ein surreales Feeling ein, und das neueste Kind war geboren. I'm just hangin' out here on my own, hangin' out with nothing to do. Und endlich konnte erdiges Blues-Feeling auf steinalte, jahrelang geübte Rockposen treffen. Endlich konnte das Verstreichen der Zeit als Ursprung für Traurigkeit herhalten. Was nicht gleich tiefe Seelenpein und ähnliche Schmerzen hervorrufen mußte, positiv gelebte Melancholie war und ist gefragt. Hangin' out with these wicked thoughts. Klar gibt es auch ein paar Fallstricke, empfunden in dem hellsichtigen Bewußtsein, immer noch in the underworld auf der low road zu sein straight outta verrauchte Hinterzimmer und verschwitzte Bars, voll von bierseligen und whiskeygeschwängerten Helden von ehedem ... Doch Platz für das Fühlen von Liebe, Tod und Sünde gibt es immer, come on baby, heißt die simpelste Aufforderung, je t'aime frei nach Gainsbourg oder ganz apokalyptisch sundown.
So heißt es dann Blues bei den Surrealists, auch mal Jazz, wie bei den Beasts, oder wird, ganz jung und knusprig, auch mal in ländliche Gemälde à la The Cruel Sea verpackt. Natürlich immer eingeklammert in Rockkontexte und Momente erhabenster Würde. Funktionieren tut das, s.o., nur in kleinen Clubs, auch in Berlin. Gott hab den alten Cave und Kollegen Bonney selig, und mit Spannung erwarten wir die „very special guests“. Hangin' out for something, waiting for my life to start. Gerrit Bartels
Morgen, 21 Uhr, Huxley's Jr., Hasenheide 108–114, Neukölln
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