: Binnenschiff statt Lkw
■ Eduscho stellt neues Logistik-Konzept für Bremer Umschlag vor
Nun feilt auch Eduscho an einem Öko-Image. Ein halbes Jahr nachdem die Konkurrenz, die Firma Kraft-Jacobs- Suchard, in Bremen ihren umweltfreundlichen „Bahn statt LKW“ Zug zeigte, zieht Eduscho nach. Gestern traten Schopfs Logistiker jedenfalls mit einem neuen Transportkonzept vor die Presse. „Eduscho-Kombi-Transfer“ heißt das neue Öko-Label, unter dem Kaffee und Geschenkartikel aus Übersee in Zukunft segeln werden. Oder besser gesagt: binnenschippern werden sie – zwischen dem Bremerhavener Überseehaven und Bremens Europahafen.
Bereits mit Beginn diesen Jahres verlagerte Eduscho den Containertransport zwischen Küste und Europahafen von der Straße auf das Binnenschiff. „Kostengleichheit mit dem bisherigen System“ sei Maßgabe für die Neuplanung gewesen, so erläuterte Kay Middendorf, der Chef der Logistikabteilung. Und zog das Fazit: „Ökologischer Nutzen mit ökonomischer Wettbewerbsgleichheit“ sei bei Eduscho gelungen.
Immerhin 5.000 Container, die mit sogenannten Non-Food-Produkten jährlich aus Ostasien in Bremerhaven ankommen, werden nun per Binnenschiff umgeschlagen: Lampen, Badezimmerartikel, Blumensträußchen und dergleichen werden direkt in das neu fertiggestellte Ro- Ro-Terminal im Europahafen transportiert.
Dort lagern sie auf maximal 26.000 Europaletten, höchstens dreifach gestapelt, auf 32.000 Quadratmetern Fläche, die nun fertiggestellt wurden. Rund fünf Millionen Mark, so Middendorf, seien in den Terminal investiert worden. Die Lagerfläche mit 30.000 Palettenplätzen an der Stephanibrücke sei damit entsprechend der Nachfrage erweitert worden: „Im Non-Food-Bereich haben wir einen zweistelligen Zuwachs erfahren“.
Auch Dieter Naumann, Vorständler der Bremer-Lagerhaus- Gesellschaft (BLG), zeigte sich gestern zuversichtlich. Die Sicherheit von 50 Arbeitsplätzen könne dank der Kaffee-Kooperation garantiert werden. Vor allem die BLG-Tochter, Service-Centrum- Logistik (SCL) soll die neuen Strukturen für den vertraglich vereinbarten Zeitraum von fünf Jahren absichern. Sie übernimmt die Be- und Entladung ebenso wie die weitere Versendung ins Land. Dazu gehört auch der Inlandstransport zu den rund 20.000 Depots und 750 Filialen im ganzen Land, der verstärkt auf die Schiene gelegt werden soll. Besonders durch die langen Wege in die Schweiz und nach Süddeutschland könnten insgesamt 1.7 Millionen Straßenkilometer auf die Bahn verlagert werden, kalkuliert Eduscho.
Für Bremens Häfensenator war die Aktivierung des Ro-Ro Umschlagplatzes gestern nicht alleiniger Grund zum Jubeln. Ab März sollen zusätzliche 7.000 Container mit Rohkaffee, die bislang über Eurosal in Hamburg an Land kamen, direkt nach Bremerhaven kommen. Von dort werden sie denselben Weg gehen, wie die Geschenkartikel. Diese Aussicht ließ den Häfensenator Uwe Beckmeyer frohlocken: „Der Europahafen lebt.“ Daß Eduscho „ohne Wenn und Aber auf die Entwicklungsmöglichkeiten im Hafenrevier rechts der Weser setzt“ war ihm sicherlich bedeutsamer, als die neuerdings umweltfreundliche Kaffeefahrt der „Weltfirma.“
Der Umwelt-Kollege im Senat, Ralf Fücks, will Vorgriffe auf die weitere Planung des Häfenkonzeptes vermeiden: „Ich halte das Nutzungskonzept für mittelfristig auf fünf Jahre begrenzt.In der Zeit müssen die Standortbedingungen für den Umschlag geklärt werden.“ Bis dahin erwarte er eine Zusage über die Verlegung der Kaffeerösterei von Berlin nach Bremen. ede
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