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■ Antes läßt grüßenDeckel drauf

Es sind die zufälligen Parallelen, die bei der Ablösung des Ermittlers Gosten an alte Zeiten erinnern. Einst versuchten der Charlottenburger CDU-Baustadtrat Wolfgang Antes und seine Partei, das ungebärdige CDU-Mitglied Lothar Gosten zum Schweigen zu bringen. Mit dem Erfolg, daß nicht nur Antes in den Knast wanderte, sondern mit dem Berliner Bausumpf zugleich ein florierendes Bestechungs-Roulette aufgedeckt wurde. Nur mit Mühe und bemerkenswerten Gedächtnislücken gelang damals dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, der nachgewiesenermaßen ebenfalls mit Spenden reichlich bedacht wurde und Mühe hatte, deren Verbleib zu erklären, politisch zu überleben.

Wenn jetzt in der Boomtown Berlin, wo auf dem Immobiliensektor Milliarden-Monopoly gespielt wird, manchen erneut die schnelle Mark lockt, ist das nicht verwunderlich. Um so nötiger ist beim Kampf um Grundstücke, Gebäude und Baugenehmigungen eine rückhaltlose Aufklärung von Vorwürfen, wie sie gegen den Finanzstadtrat Helmut Heinrich im Raum stehen. Statt dessen aber beweisen die Christdemokraten mit der Ablösung des Ermittlungsführers Gosten, daß sie immer trickreich sind, wenn es gilt, krumme Wege zu finden – ansonsten aber aus dem Antes-Skandal offenbar nichts lernen wollten, jedenfalls bestimmt nicht Offenheit. Manches spricht dafür, daß der Trick, den sich die von Gosten aufgescheuchten CDU-Mitglieder ausgedacht haben, juristisch nicht wasserdicht ist und von der Charlottenburger Bürgermeisterin Wissel (SPD) alsbald wieder rückgängig gemacht wird.

Die Ablösung von Gosten ist deswegen vor allem ein bezeichnendes Indiz dafür, wie sehr die CDU-Funktionäre inzwischen ins Schwitzen geraten und von Panik bestimmt sind. Die Art jedenfalls, mit der der Deckel nach altbewährter Weise auf der Schmiergeld- Affäre gehalten werden sollte, hat das Gegenteil davon erreicht. Gerd Nowakowski

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