■ Wilhelm III. von Oranien war schwul: „We are the Billy-Boys“
Dublin (taz) – Was haben zahlreiche britische Unterhaus-Abgeordnete mit Wilhelm III. von Oranien, der von 1689 bis 1702 in Großbritannien herrschte, gemein? Sie sind schwul. Während die Parlamentarier jedoch noch davor zittern, ihren Namen auf einer Liste Homosexueller zu finden (wie ihnen das Satiremagazin Private Eye für den Fall angedroht hat, daß sie gegen die Legalisierung schwuler Beziehungen ab 16 Jahren stimmen – siehe links), ist Wilhelm am Wochenende von dem US-amerikanischen Historiker Randolph Trumbach geoutet worden. „König Wilhelm hat mehrere Jungs im Alter von 15 bis 24 Jahren zu diensthabenden Offizieren des königlichen Schlafzimmers gemacht“, sagte Trumbach. „Er war bisexuell und hat einen Knaben sogar zum Grafen ernannt.“ Normalerweise hätte eine solche „Enthüllung“ über einen längst verblichenen Monarchen niemanden hinter dem Ofen hervorgelockt, anders jedoch in Wilhelms Fall: Durch seinen Sieg in der Schlacht am Boyne, in der er seinen katholischen Schwiegervater Jakob II. endgültig vertrieb, sicherte Wilhelm die protestantische Thronfolge in England.
Der Jahrestag der Schlacht wird daher am 12. Juli von der protestantischen Bevölkerung Nordirlands, die den Ex-König liebevoll „King Billy“ nennt, mit Umzügen und Paraden gefeiert, als wäre sie erst gestern gewesen. Eine der Parolen, die sich dabei großer Beliebtheit erfreute, wird in diesem Jahr seltener zu hören sein, prophezeien die Medien: „We are the Billy-Boys.“ Ralf Sotscheck
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