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Mit Glatze wär' das nicht passiert

■ Berliner FDP-Chefin von Braun trat wegen Friseurrechnungen zurück

Berlin (taz) – Knapp 40 Prozent der deutschen Frauen haben Probleme mit ihrer Frisur. Das ergab eine gestern veröffentlichte Umfrage einer bekannten Frauenzeitschrift. Seit gestern ist es eine Frau mehr: Carola von Braun, die Berliner Landesvorsitzende der FDP, trat wegen ihrer Friseurrechnungen zurück.

Von Braun hatte letzte Woche nach einer Kassenprüfung zugegeben, daß sie insgesamt acht Besuche beim Coiffeur mit 1.138 Mark aus der steuerlich bezuschußten Fraktionskasse bezahlt hatte. Außerdem monierte die Partei Flug- und Taxikosten der Kurzhaarcoiffeursblonden sowie Rechnungen über Zeitschriften in Höhe von über 9.000 Mark.

Von Brauns Nachfolge im FDP-Landesvorsitz tritt der im Nacken gemeinhin nur unvollkommen rasierte Günter Rexrodt an, der die Fehler seiner Vorgängerin in jeglicher Hinsicht vermeiden will: „Frau von Braun und ich stehen für unterschiedliche Schwerpunktfelder“, gab er in schönstem Deutsch bekannt und kündigte „neue Akzente in der Wirtschaftspolitik“ an. Von Braun war diesbezüglich lediglich durch Anregungen zur Steuererhöhung hervorgetreten – gemeinsam mit dem Kieler FDP-Chef Wolfgang Kubicki, der 1993 parteitypischerweise über eine Korruptionsaffaire (Rechtsanwaltsrechnungen) gestolpert war... Auf einen parteiinternen Deal statt auf umfassende Läuterung der Frau von Braun läßt schließen, daß die Politikerin den Vorsitz der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus beibehalten möchte.

Dem Vernehmen nach zeigte sich FDP- Chef Klaus Kinkel (der mit dem vollen Haar) über die Berliner Affaire „stinksauer“. Aber was weiß der schon: Jede fünfte Frau klagt, daß ihre Frisur nicht lange genug halte; jede vierte über zu dünnes, jede zehnte über zuwenig Haar. ES

Weiteres zum Zustand der FDP: Seiten 5 und 10

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