: Selbständig ist die Frau
■ Wenn nicht, dann kann sie's in der Dulsberger Frauenhandwerkstatt lernen
Tischkreissäge und Hobelbank - und für Profis die Lamellenfräse: Die Tischlerei des Vereins „Frauenhandwerkstatt“ in Hamburg-Dulsberg ist komplett ausgerüstet. Frauen jeden Alters werkeln dort seit knapp einem Jahr unter fachlicher Anleitung an Rahmen, Tischen und Stühlen oder Spielzeug. Im zweiten Raum der Frauenwerkstatt ist, großzügig und hell, die Töpferei untergebracht. Sie ist gleichfalls perfekt mit Drehscheiben und Brennofen ausgestattet.
„Wir wollen Frauen handwerkliche Fähigkeiten beibringen“, sagt Petra Körber. Die Sozialpädagogin berät die Besucherinnen bei sozialen oder psychologischen Fragen. Ihre beiden Kolleginnen, die Tischlerin Annegret Fröschle und die Töpferin Kirstin Schmidt, übernehmen die fachliche Anleitung. „Zu uns kommen Studentinnen, Lehrerinnen und alleinerziehende Hausfrauen“, erzählt Petra Körber. Der Andrang ist groß, doch versuchen die Mitarbeiterinnen, pro Kurs nicht mehr als vier Frauen zu unterrichten. Gedacht sind die Angebote gerade auch für Alleinerziehende. Die Kinderbetreuung – jeden Vormittag von Montag bis Donnerstag - gewährleistet, daß die Mütter ungestört an Säge und Hobel arbeiten können.
In der Tischlerei bietet Annegret Fröschle vier Grundkurse an: „Da können sich die Besucherinnen erstmal an Holz gewöhnen. Einige machen schon mal 'nen Bilderrahmen oder ein kleines Regal“, sagt die Handwerkerin. Erfahrenere Frauen nutzen die Lamellenfräse, um die Regalhölzer zu verbinden, statt sie mühselig verdübeln zu müssen, und trauen sich an die Dickenhobel-Abrichtmaschine, mit der geglättet und gerundet wird.
In der Töpferei geht's gemütlicher zu: „Hier finden viele Gespräche statt“, erzählt Kerstin Schmidt. Der Töpferin ist die ruhige Atmosphäre wichtig. „Die Frauen sollen langsam und ruhig anfangen, dann entwickeln sie schnell Kreativität.“ So enstehen neben den obligatorischen Vasen und Aschenbechern auch Plastiken wie lebensgroße Katzen und Hunde.
Die Nutzung der Werkstatt kostet drei Mark pro Stunde, dazu kommen die Materialkosten. Für eine mittelgroße Tonvase braucht frau zum Beispiel ein Kilo Ton (eine Mark fünfzig) und die Glasur. Komplett kostet die selbstgemachte Vase etwa fünf Mark. Frau kann für 15 Mark pro Monat Vereinsmitglied werden und die Werkstätten dann ohne extra zu zahlen nutzen.
Im Frühjahr sind Elektrikerkurse und Renovierungsgruppen geplant. „Viele Frauen wohnen allein und haben nie gezeigt bekommen, wie die einfachsten Reparaturarbeiten im Haushalt zu machen sind“, weiß Petra Kröger. Diesem Mangel an Handwerkerwissen soll zumindest in Dulsberg demnächst Abhilfe geschaffen werden.
Katrin Wienefeld
Frauenhandwerkstatt, Elsässer Straße 4, Öffnungszeiten Töpferei: Mo.- Fr. 9 - 14 Uhr, Mo. 18 - 21 Uhr; Tischlerei: Di. 9 - 15 Uhr, Mi. 11 - 17 Uhr, Do. 15 - 21 Uhr, Fr. 9 - 14.30 Uhr, % 696 19 49.
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