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Unter Beschuß geraten

■ Umstrittene Embryonenforschung

New York (dpa) – Ein heftiger Streit tobt in den USA um die Forschungsarbeiten mit embryonalem Gewebe. Die Zellen zu früh geborener und lebensunfähiger sowie auch abgetriebener Feten könnten, so hoffen Wissenschaftler, Nervenleiden lindern. Erst vor einem Jahr hatte US-Präsident Bill Clinton ein fünfjähriges Moratorium aufgehoben, das dieser Arbeit Geld aus dem Staatssäckel versagt hatte.

Inzwischen mit 7,7 Millionen Mark aus Washington gesegnet, steht die Forschung mit embryonalem Gewebe jetzt unter Beschuß von Wissenschaftlern. Selbst die Europäer mischen mit. Aus Sorge um die Zukunft dieses umstrittenen Forschungsgebietes verfaßten 22 Neurologen einen Appell an die US-Behörden. In dem Schreiben, das als einziger Deutscher der Münchner Wolfgang Örtel unterzeichnete, wird kritisiert, daß der Zuschlag allein an eine Adresse ging: an das Team von Curt Freed im Health Sciences Center der Universität Colorado. Ein Mißerfolg in Colorado könnte den Zug weltweit zum Halten bringen und künftig überall Mittel für die Entwicklung von Fetuszellentherapien sperren. In dem Brief bitten die Ärzte eindringlich, es nicht bei der einen Studie zu belassen. Entsetzt zeigten sich die Unterzeichner auch über das Vorhaben der Kollegen in Colorado.

Das Forscherteam in Colorado will den Effekt fetaler Zellen an 40 Parkinson-Kranken untersuchen. Allen Patienten sollen Löcher in die Schädeldecke gebohrt werden. Aber nur jedem zweiten wollen die Ärzte wirklich Fetuszellen in das Gehirn verpflanzen. Die anderen 20 müssen als Kontrollpersonen für die Operation herhalten, damit nicht äußere Spuren die wirklich Behandelten verraten.

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