■ Standbild: Welt in Ordnung
„Pro & Contra“ als Vorwahlsendung, Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD
Wunderbar. Fürs Superwahljahr ist schon alles klar. Wir brauchen keine Angst zu haben. Das Erste Deutsche Fernsehen verausgabt sich nicht. Weder materiell noch ideell. Das kleine neue Logo rechts oben im Bild, „ARD – Ihre Wahl '94“, ist der einzige Luxus, den man sich leistet. Aber das ist ja auch als Eigenwerbung gedacht, so schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das zeitgemäße Etikett wird auf ein Fertigprodukt des Hauses geklebt, bei dem dank Mischungsprinzip, Ablaufritual und Sendezeitbegrenzung kaum damit zu rechnen ist, daß etwas anbrennt.
Drängt sich dafür „Pro & Contra“, wo die Welt immer schon nach 45 Minuten per TED- Abstimmung wieder in Ordnung ist, etwa nicht regelrecht auf? Gäbe es Naheliegenderes, als gleich zu Anfang den Stier „Politik/Parteien/Wahlverdrossenheit“ bei den Hörnern zu packen mit der taufrischen Frage, ob wir Protestparteien brauchen? Und könnte sie irgendjemand glaubwürdiger wegreden als gerade die untypischste Parteifrau, die die SPD zu bieten hat, die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt? Oder der als „Querdenker“ der CDU bekannte Heiner Geißler?
Wie wunderbar das funktioniert, haarscharf am Problem vorbei und ohne „sachrelevante Themen“ – wie die ARD sie versprochen hatte – auch nur zu streifen, hat „Pro & Contra“-Macher Ernst Elitz vom Süddeutschen Rundfunk vorgeführt, unterstützt von Georg M. Hafner vom Hessischen Rundfunk und Robert Hetkämper vom NDR.
Dazugegeben wurden um der Farbigkeit willen ein paar Kurzeinspielungen mit Publikumslieblingen wie Witta Pohl, Marielouise Marjan, Otto Waalkes, Jürgen von der Lippe, Karl Dall und Günter Lamprecht. Und der Ausgewogenheit zuliebe zugeschaltet: der Lieblings-Grüne Joschka Fischer. Sie durften sich alle für mehr frischen Wind aussprechen und gegen die Trägheit.
Kein Grund zur Beunruhigung: Am Ende waren die TED- Anrufer mehrheitlich gegen Protestparteien, personifiziert durch den Statt-Partei-Fürsten Markus Wegner (früher 20 Jahre CDU) und den „Bund Freier Bürger“- Führer Manfred Brunner (davor 28 Jahre FDP). Vor der Sendung hatten 70 Prozent für die Protestparteien votiert. Alles klar? Die erste Antwort „in echt“ kommt am 13. März in Niedersachsen. uk
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