piwik no script img

■ Berliner FilmförderungDie letzte Klappe

Es gibt derzeit wohl kaum einen größeren Lichtwechsel als den zwischen dem cineastischen Zirkus auf der 44. Berlinale und der totalen Abblende in der Berliner Filmförderung. In der „Filmstadt Berlin“ laufen rund 500 Streifen aus den Traumfabriken. Politiker beschwören die Macht der Bilder, und Altstars zeigen ihre dritten Zähne. Die Berlinale-Macher setzen auf Masse, Opulenz und Kommerz. Der Filmdschungel schwitzt seine Sternchen im Scheinwerferlicht aus. Gerade weil das Festival nie mehr war als ein B-Picture, leben der Film-Mythos und die große Illusion. Für die Berliner Filmförderer und ihre Filmemacher bleiben nicht einmal die Rollen der Underdogs, die sie früher so selbstverliebt wie Helden im sozialen Sumpf der Schwarzen Serie spielten. Denn seit dem 1. Januar 1994 sind die Richtlinien der Filmförderung ausgelaufen. Nun flimmert „The End“. Nach dem big cut fließen keine Gelder, werden keine Drehbücher gefördert. Der Abspann war lange vorhersehbar. Kulturpolitikern kümmerte das einen feuchten Kehricht. Seit Jahren wurde die Stelle des Filmbeauftragten nicht besetzt, die Gremien produzierten das Fiasko, wettbewerbsfähig war man ohnehin nicht. Und es herrscht weiter ein Katastrophenfilm-Szenario. Denn für das zukünftige „Filmboard Berlin/Brandenburg“ ist weder das Drehbuch fertig geschrieben, noch kann gedreht werden. Der gemeinsamen Landesanstalt mangelt es an der Geschäftsführung, einem Aufsichtsrat und der Verabredung über die anteiligen finanziellen Inputs. Die Tycoons sind aus Berlin lange weg, die letzte Klappe ist für viele Jungfilmer gefallen. Rolf Lautenschläger

Berliner Thema siehe Seite 33

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen