Interview: Maria Krautzberger: „Bittere Pille“
■ Lübecks Umweltsenatorin zu Schönberg
taz: Welche Erkenntnisse bringt das neue Schoenberg-Gutachten?
Krautzberger: Es beweist, was wir immer schon vermutet hatten: Die DDR ließ 1988 zwei Umweltgutachten erstellen. Die eine Fassung wurde einzig zu dem Zweck erstellt, die Deponie im Westen in ein positives Licht zu rücken. Auf dieser manipulierten Grundlage beurteilte die länderübergreifende Arbeitsgruppe 1988 die Deponiesicherheit. Für uns ist das eine bittere Pille, weil Lübeck seine Klagen gegen Abfalltransporte nach Schönberg aufgrund dieser Beurteilung verloren hat.
Doch auch das neue Gutachten beweist keine Gefährdung des Lübecker Trinkwassers.
Das kann es auch nicht, weil wir ja in Mecklenburg-Vorpommern nicht bohren dürfen.
Trotzdem fordern Sie die Schließung der Deponie.
Ja, denn jetzt steht zweifelsfrei fest, daß eine Verunreinigung unseres Trinkwassers nicht ausgeschlossen werden kann.
Wird das ihren Kollegen in Bonn und Schwerin reichen?
Da bin ich optimistisch. Der Schweriner Umwelt-Staatssekretär hat mir heute bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert. Die werden die Deponie von sich aus zwar kaum schließen, doch hier greift Bundeszuständigkeit. Mein Haupt-Interesse aber ist die Sanierung der Deponie. Die kann Mecklenburg-Vorpommern nicht allein bezahlen. Da sind auch Lübeck, Schleswig-Holstein und der Bund gefordert.
Sind die von ihnen geforderten Untersuchungen bei Weiterbetrieb der Deponie überhaupt durchzuführen?
Das ist zwar möglich, doch es wäre ratsam, die Deponie zu schließen. Denn jede weitere Tonne Müll vergrößert den Sanierungsaufwand. Fragen: mac
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