: Wohnungsleerstand und -ärger
■ Altona: Hausbesitzer bekommt „Instandsetzungsgebot“ / Dennoch: Häuser vergammeln, und der Bezirk agiert wenig schlagkräftig Von Sannah Koch
Leerstand ist Leerstand ist ... Leerstand? Beispiel Ottensen: Dort stehen in der Stangestraße 14 und 16 seit sieben Jahren acht Wohnungen leer. Jetzt hat es im Bezirksamt Altona endlich gefunkt – Hauseigentümer Rolf Mahnke bekam ein Instandsetzungsgebot an den Hals. Andere Häuser rotten aber weiter vor sich hin.
Mahnke hatte immer wieder angegeben, er wolle die Wohnungen sanieren. Soll er doch, befand das Bezirksamt – und setzte ihm Fristen bis zum 20. März bzw. 20. Juni. Doch der reagierte prompt mit Widerspruch: zu kalt zum Bauen. Und außerdem sei da ja auch noch die Hausbesetzung im Dezember 1993 gewesen. Vorgeschobene Gründe, meint die Sanierungsbeauftragte Birgit Gutenmorgen dazu, die Besetzer seien nur einen Tag geblieben und hätten keine Schäden verursacht. Und bei den Baumaßnahmen handelt es sich vor allem um Innenausbauten, alles wirtschaftlich zumutbare Maßnahmen. Jetzt muß der Widerspruchsausschuß im Bezirksamt entscheiden. Lehnt der ab, könnte der Bezirk Mahnke mit Zwangsgeldern drohen.
Abgelaufen ist die Uhr jedoch für die Häuser in der Lohbuschstraße 5 und 7. Sie haben den jahrelangen Leerstand nicht überlebt: Weil ihre Instandsetzung inzwischen nicht mehr wirtschaftlich zumutbar ist, darf der Eigentümer abreißen. Gänzlich tatenlos sieht das Bezirksamt dem Gammeln des Gebäudes Lohbuschstraße 28 zu: Hausbesitzer Wilhelm Horn läßt dies seit 1985 leerstehen. Da es zuletzt gewerblich genutzt wurde, so Gutenmorgen, habe man hier überhaupt keine rechtliche Handhabe, den Leerstand zu beenden.
Derweil titelt die SPD-Altona ihre jüngste Presseerklärung mit „Büros sollen wieder Wohnungen werden!“ Gemeinsam mit der GAL habe man den Bezirksamtsleiter jetzt aufgefordert, die Zweckentfremdungsgenehmigungen der letzten 20 Jahre daraufhin zu überprüfen, ob man die Büros wieder Wohnzwecken zuführen könne. Eine Aufforderung, die auch dem Vorsitzenden des Mietervereins zu Hamburg, Eckard Pahlke, gefallen dürfte. Er forderte gestern eine Verstärkung der Mieterpolizei: Um Verstöße gegen die Zweckentfremdungsverordnung oder überhöhte Mieten aufspüren zu können, brauche man eine „Einsatztruppe“ von mindestens 50 Beamten.
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