: AKW Stade bleibt aktiv
■ Weiterbetrieb trotz Sicherheitsbedenken
Trotz erhärteter Zweifel an der Sicherheit des Atomkraftwerks (AKW) Stade wird es vorerst nicht vom Netz genommen. Der Versprödungszustand des Reaktordruckbehälters sei weiter fortgeschritten als bisher angenommen, sagte der Staatssekretär im Umweltministerium, Jan Henrik Horn (Bündnis 90/Die Grünen) bei der Vorstellung eines Sicherheitsgutachtens der „Gruppe Ökologie“ am Freitag in Hannover. Allerdings reiche die vom Umweltministerium 1991 in Auftrag gegebene Expertise nicht für eine juristisch haltbare Stillegungsverfügung.
Weitere Überprüfungen der Sicherheit des Reaktordruckbehälters sind nach Ansicht der Gutachter „dringend“ geboten, sagte Horn. Die „Gruppe Ökologie“ werde voraussichtlich aufgrund der neuen Erkenntnisse mit einem Anschlußgutachten beauftragt. Damit ist der Zeitrahmen für den von der rot-grünen Landesregierung angestrebten Ausstieg aus der Atomenergie weiterhin offen.
Der Reaktordruckbehälter mit dem hochradioaktiven Reaktorkern sei wegen der Stahlqualität besonders anfällig gegen Versprödung, sagte Horn. Vor allem die Schweißnähte seien davon betroffen. Außerdem hätten die Gutachter festgestellt, daß bei bisherigen Sicherheitsprüfungen Extremsituationen, bei denen besonders starke Risse im Druckbehälter auftreten könnten, nicht berücksichtigt wurden.
Im Umweltministerium müsse jetzt die Auswertung des seit Dienstag vorliegenden rund 600 Seiten starken Gutachtens vorgenommen werden. Der Betreiber PreussenElektra werde auf jeden Fall weitere Sicherheitsnachweise erbringen müssen. Horn wies darauf hin, daß für das zweitälteste deutsche AKW seit Inbetriebnahme Anfang 1972 rund 300 Millionen Mark für Nachrüstungen ausgegeben wurden.
„Das AKW Stade soll so schnell wie möglich abgeschaltet werden“, betonte Horn erneut.
dpa
chten tragen. Diese Frage sei allerdings umstritten, sagte Horn.
Innerhalb der rot-grünen Regierungskoalition war es wegen des Gutachtens zu einer scharfen Kontroverse gekommen. Ursprünglich sollte es bereits Ende November vorgelegt werden. Weil aber im November bekanntgewordene neue Informationen über die Notkühlung im Reaktor noch in die Expertise eingearbeitet werden sollten, verzögerte sich die Fertigstellung. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Hannes Kempmann legte daraufhin demonstrativ sein Amt als atompolitischer Sprecher seiner Fraktion nieder und sprach von einem „Desaster“ für die rot-grüne Atompolitik. Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) bezeichnete das als Überreaktion und „verbale Kraftmeierei“. dpa
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