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SanssouciVorschlag

■ Paw im SO 36

In letzter Zeit mal MTV geschaut? Das „nächste große Ding“ entdeckt? Wenn nicht, können Sie es heute abend auf einem Live-Konzert tun. Und Sie sollten es tun.

Andernfalls könnte es Ihnen nämlich passieren, eine Band zu versäumen, die sich demnächst todsicher zwischen all den angesagten, lang eingeführten, slammenden, head-bangenden grunzenden oder sich sonstwie lauthals artikulierenden Acts zwischen Beavis, Butthead und den Folgen etabliert. Paw schimpfen sich die vier großen Jungs direkt aus Lawrence, einer Stadt in Kansas, wo sie bestimmt eifrig das (Musik-)Fernsehen geguckt und noch öfter Radio gehört haben, um sich dann klugerweise zu denken: Why not us? – warum nicht auch wir?

Paw müßten die nächsten Stone Temple Pilots sein, denn sie sind ebenso sichere wie schlaue Kopisten der einmal gefundenen Schablone. Außerdem machen sie den beliebten Schmock- und Pomprock von Eddies Gnaden. Damit schlagen sie das nächste Kapitel der leidigen Geschichte von 1.000 und einem „Grunge“ auf, greifen – natürlich? – mit vollen Händen in die Klischeekiste und präsentieren sich auch noch als urwüchsige Wald- und Wiesenmenschen, genauer gesagt als stämmige, vollbärtige Naturburschen mit metallener Erdverbundenheit und zehn Pfund pseudorockistischer Glaubwürdigkeit. Und last not least erweisen sie sich, wer hätte das gedacht, als... sauber, rein, paßgerecht, als ideal geklontes Retortenprodukt aus Majors Rocklabor.

„Dragline“, ihr Debüt, ist über die Maßen perfekt und gelungen, so ernst und so wenig ironisch (schon mal Big Chiefs „Cop Kisser“ gehört?) daß es einem Tränen in die Augen, Schweiß auf die Stirn, gar Depressionen ins Hirn treibt. Paw fahren schnurgerade auf allen Emo-Schienen, protzen mit sinnentleerter Power, verzichten auf keinen Pathosschlenker, borgen sich alle credits und Robustheiten der jüngeren Rockgeschichte – und rühren tief im großen alternative Teig.

Wie klingt das? Ab geht's in namedropper's paradise: Soundgarden-Metal und Pearl Jam-Dynamik, Tad-Geschlurfe und Alice-In-Chains-Akustik. Sänger Mark Henessy windet sich Greg-Dulli-like in seinen vocals. An den Mixgeräten saß, zu allem Überfluß, noch Andy Wallace, der auch schon Nirvana, Sonic Youth oder den Screaming Trees so manche Kante nahm. Auch hier bleibt also alles in der Familie.

Musik zur Zeit, noch immer – und in naher Zukunft mindestens zweimal im Monat auch in Ihrem Stadion. Gerrit Bartels

Am Samstag, 26.2. um 22 Uhr im SO 36, Oranienstraße, Kreuzberg

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