: Dramatisches Ende einer Liebesbeziehung
■ Schwere Brandstiftung aus Rache: Zwei Jahre Haft auf Bewährung Von Kai von Appen
Sieben Jahre lang hatten sie sich geliebt, Pläne geschmiedet und von der gemeinsamen Zukunft geträumt. Dann tauchte ein neuer Lover auf, und die Liebesbeziehung endete mit einem Drama. So erging es dem 22jährigen Straßenfeger Thomas G.: „Es tut mir leid, heute kann ich mir das alles nicht erklären. Es ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Aber es ist geschehen. Gestern saß Thomas G. wegen schwerer Brandstiftung auf der Anklagebank.
Seit der Pubertät war Thomas G. mit Anke K. zusammen, mietete eine teure Wohnung, kaufte eine Einrichtung und verschuldete sich mit 25.000 Mark. Er besorgte Anke einen Job in seiner Abteilung. Und dann passierte es. „Sie kam nachts nicht mehr nach Hause.“ Stattdessen schlief sie bei Thomas' Vorarbeiter Ralf B. Am 1. Oktober 1992 trennte sie sich von ihrem Freund.
Ralf B., der Neue, hielt sich während der Arbeit gegenüber Thomas G. nicht zurück, gab damit an, dem Kollegen die Freundin ausgespannt zu haben. Thomas G. begann zu trinken und verlor seinen Arbeitsplatz. Überdies erkrankte sein Vater unheilbar an Lungenkrebs. „Alkohol bestimmte mein Leben“, so der Angeklagte gestern.
Obwohl Thomas in Ute K. eine neue Freundin fand, konnte er die Trennung von seiner Jugendliebe nicht verwinden. „Das geht nicht so: die alte Liebe ist weg, und da ist gleich 'ne neue. Das muß sich erst entwickeln.“ Als die Verflossene ihn dann noch um Geld betrog und mit ihrem Freund Ute beeinflussen wollte, ihn zu verlassen - Motto: „Der hat kein Recht darauf, glücklich zu sein“ – rastete er aus.
In der Nacht des 3. März 1994 – er war auf einer Saufpartie in Uhlenhorst – erspähte er plötzlich das Auto der gehbehinderten Mutter seiner Ex-Verlobten. Spontan nahm er einen Stock und zerschmetterte die Heckscheibe. Und dann die Idee: Er füllte eine Flasche mit Terpentin und schmiß eine Stunde später den Brandsatz in den behindertengerecht ausgestatteten Wagen. Dieser brannte völlig aus.
Knapp zwei Wochen später der nächste Blackout. Wiederum im Suff fuhr er mit einem Molotow-Coctail zum „Rivalen“ Ralf B. nach Barmbek in die Haldesdorfer Straße, schüttetete das Gemisch vor die Haustür im fünften Stock und legte die brennende Lunte. Ralf B. konnte jedoch die Flammen löschen.
Inzwischen ist Thomas G. über den Berg. Seit acht Monaten ist er alk-clean und hat jetzt in Ute K. seine große Liebe gefunden: „Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.“ Und daher zeigte der Staatsanwalt Milde, obwohl er ausdrücklich betonte, daß bei der Brandstiftung durchaus auch „Schlimmeres“ hätte passieren und Menschen ums Leben hätten kommen können. Ergebnis: Zwei Jahre auf Bewährung. Und selbst Amtsrichter Nils Graue, der schon Schwarzfahrer hinter Gitter brachte, stimmte zu. Graue: „Es besteht nicht die Gefahr, daß Sie der Allgemeinheit nochmals gefährlich werden.“
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