piwik no script img

Evangelische Pressefreiheit

■ Wg. taz-Artikel: Journalist von Kirchenzeitung ausgebootet

Der Streit um die Dienstvilla von Bischöfin Maria Jepsen hat für den freien Journalisten Uwe Birnstein ungeahnte Folgen: Er darf nicht mehr für den Evangelischen Pressedienst (epd) und für die Nordelbische Kirchenzeitung (NEZ) schreiben. Auch seinen Aushilfsjob im „Amt für Öffentlichkeitsdienst“ (AfÖ) ist der auf Kirchenthemen spezialisierte Autor erstmal los.

Birnstein hatte Anfang Februar in der taz einen innerkirchlichen Konflikt zwischen dem „AfÖ“ und dem Direktor des „Evangelischen Presseverbands“, Rainer Thun, aufgegriffen. Letzterer hatte vorgeschlagen, das AfÖ solle seine Villa in der Feldbrunnenstraße der Bischöfin Maria Jepsen überlassen.

Dieser Vorschlag sei eine „Intrige allerhöchsten Ausmaßes“, schrieb Birnstein in der taz. Thun sei einer der „Vorreiter autoritätshöriger Kräfte“, die die kirchlichen Medien „gleichschalten“ wollten. Der Umzug des AfÖ in ein neu zu schaffendes „Haus der Publizistik“, in dem auch die Thun unterstellte Kirchenzeitung, epd und der Evangelische Rundfunkdienst einziehen sollen, wäre ein Schritt in diese Richtung.

Nun wurde Birnstein in seiner Einschätzung schneller bestätigt, als ihm lieb ist. Eine von der Kirchenzeitung angeforderte Woody-Allen-Filmkritik wurde nicht gedruckt. Auf Nachfrage teilte ihm der zuständige Redakteur mit, er sei von Thun angewiesen: „Ich will den Namen Birnstein nicht mehr in der Kirchenzeitung lesen“. Auch den Kollegen vom epd wurde untersagt, den langjährigen freien Mitarbeiter weiter zu beschäftigen.

Schließlich verlangte auch noch Oberkirchenrat Gerd Heinrich, dem das „Amt für Öffentlichkeitsarbeit“ untersteht, Birnstein solle schriftlich zusichern, daß er künftig nicht mehr in der taz oder anderen Medien „scharf und kritisch“ über Kirche berichtet. Da der Journalist dies verweigerte, wird er Ende März das AfÖ verlassen müssen.

Der Kieler Kirchenmann Heinrich war gestern leider für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Rainer Thun reagierte auf das Angebot, seine Sicht der Dinge darzustellen, mit einem knackigen: „Kein Kommentar“. kaj

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen