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Das ökologische Wäscheleuchten

■ 400 TeilnehmerInnen auf der 22.Internationalen Baumwolltagung in Bemen / Öko- Labels erwecken verstärktes Interesse / Natürliche Färbung durch Waschen intensiviert

Der Fuchs geht um – gestern strich er durch die Welt der Baumwollfachleute in der oberen Rathaushalle, wo seit Mittwoch die 22. Internationale Baumwolltagung stattfindet, die heute zuende geht. Sally V. Fox hieß die Füchsin, die mit ihrem Fox-Baumwoll-Label für organisch angebaute Baumwolle, helle Töne in den gedämpften Tenor der Veranstaltung mischte.

Zwischen trockene Referate über Börsenpreise und Rückstandsbelastungen warf die US-Amerikanerin mit ihrem Vortrag Lichtblicke: Blütendias von Baumwollsorten, die natürliche Farbtöne entwickeln und damit chemische Färbung überflüssig machen: „Wir machen Health-Food gleich für den ganzen Planeten, nicht nur für's Individuum.“ Gelbe und rosa Blüten – wie das Fox-Blütenlogo selbst, belebten die Athmosphäre von kühler Kalkulation und Vermarktungsstrategie.

Mit Geschäftssinn und Kalkül allerdings präsentierte auch die Produzentin aus Arizona ihr Produkt: „Wir nehmen jetzt Bestellungen für die nächste Erntesaison entgegen“. Und: „Die Zukunft der Jeans ist khakifarben.“ Die Vorzüge der natürlich farbigen Baumwolle liegen vor allem im Wegfall von chemischen Farbstoffen. Energie und Wasser werden gespart, die Preise seien konkurrenzfähig, sagte die Produzentin. Nur der dunkle Farbton Kojote sei im Verkauf teurer als chemisch gefärbte Faser – aber bei den nächsthelleren Tönen sei das Öko-Produkt sogar billiger. Ein weiterer Vorteil gegenüber der industriell gefärbten Ware: Die Farbnuancierung bleibe auch für große Mengen gleich.

Seit über zehn Jahren züchtet die Fox-Company Baumwollpflanzen mit natürliche gefärbter Flocke durch die Kreuzung von Samen alter Sorten. Daß die aus Samenbanken stammen, war am Rande zu vernehmen. Das Ausleseverfahren ergibt (ohne genetische Manipulation) Farbtöne von weiß über grün oder rötlich bis braun: „Es ist wunderbar, die Farben werden nach jeder Wäsche intensiver. Sie leben“, schwärmte die Füchsin.

Ganz unproblematisch ist die Umweltproduktion allerdings nicht. Das erfragten sich die anwesenden Baumwollmanager: 1992 waren Qualitätsmängel durch Ungeziefer verursacht wurden. Und die maschinelle Verarbeitung muß besonders wachsam kontrolliert werden: Die Fasern sind kürzer.

Bemerkenswert ist, daß Sally Fox als Referentin eingeladen wurde: Vor fünf Jahren wurde sie noch ausgelacht. Mittlerweile wird ihr Rohmaterial für Kinderkleidung nachgefragt, weil es besonders schwer entflammbar ist. Warum, das ist noch nicht erforscht: „Unsere Mittel sind begrenzt. Möglicherweise ist es eine Eigenschaft der Sorten, die wir anbauen.“ ede

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