■ Rosi Roland's wahre Geschichten: Der Tempel des verlorenen Schatzes
Strategie oder Verzweifelungstat? Was soll die Sparliste des Sozialressorts? Diese Frage wird sich in den letzten drei Tagen vor allem der gestellt haben, der seine sieben Sachen nicht unmittelbar vor der heranspringenden Sparflut in Sicherheit bringen mußte. Klar ist: Die knallharte Todesliste für etliche Projekte der Selbsthilfe hat eine Botschaft.
Aber leider ist sie nur im Päckchen mit dem Original-Indiana-Jones-Gefühl zu entschlüsseln: Wer findet den richtigen Stein in der Mauer, der den Geheimgang öffnet, der aus der Klemme herausführt, und wem fällt mit Getöse die Decke auf den Kopf? Wollen wir...? den Schatzplan noch einmal lesen .. und dann gemeinsam untergehen?
Stein 1: Bei aller Geheimniskrämerei steht fest: Niemand will diese Liste, am allerwenigsten die, die sie gemacht haben: Die Verwaltung. Man darf davon ausgehen, daß die Liste bewußt bekannt gemacht wurde, um ihre Umsetzung zu verhindern. Klare Sache, weiter zu
Stein 2. Für wen ist die Botschaft? Falsche Adressaten verbrennen sich daran die finger und stürzen ins Unglück: Das sind die Projekte. Nur die Wissenden dürfen schauen den Abgrund, denn sie sind standhaft und fallen nicht: Das sind die Politiker. Ja,
Stein 3 sind die Politiker. Aber welche? Die SPD-Fraktion? Nach dem Emder Beschluß, der die globale Sparquote von 200 Mio. abgesegnet und die Ressortverteilung der zu erbringenden Millionen „zur Kenntnis genommen“ hat?. Die Fraktion ist ein Unsicherheitsfaktor, das war so nicht geplant. Aber: „Man wundert sich doch ein bißchen, warum die Senatorin auch im Zusammenhang mit ihrer Kandidatur nicht ein bißchen höher gepokert hat in dieser Frage“, erzählte ein Wahlemder für drei Tage. Also: finger weg von Stein 4 und gleich zu
Stein 4: Irmgard Gaertner weiß schon längst, daß der Kelch an ihr vorübergehen wird, deshalb mußte sich die Fraktion nur noch proforma einen Rückweg offenhalten. Tatsächlich gibt es wohl einen Deal mit Wedemeier: Gaertner bleibt SenatorIn, aber nicht unter der Kürzungsknute. Aber wie schafft man das? Mit
Stein 6, die Sitzung des Senats am Sonntag. Ja, die Botschaft ist für den Finanzsenator, der gestern auch noch im SPD-Landesvorstand mit seiner Kürzungsliste angetreten war. Wird man ihm aus anderer Quelle die Millionen abschwatzen und damit auf
Stein 7 springen?
Und die andere Frage: Ist Kröning Indiana-Jones-kompatibel? Das fragt sich Ihre
Rosi Roland
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