■ Soundcheck: Hans Olson / Freaky Fuckin'Weirdoz / Selig / Bob Jones
Heute abend: Hans Olson. Wenn man Hans Olson heißt und Blues spielt, denkt jeder erst einmal mit Grausen an dickbäuchige, bärtige Klampfer aus Reihenhaussiedlungen am Rande der Stadt, die in dunklen Kneipen beim Guinness die Originalität des Blues ins Schrankwand-Format bringen. Doch weit gefehlt: Hans Olson ist aus Phoenix/Arizona und seine Art dem Blues Erdigkeit und guten Zug zu verleihen funktioniert ganz ohne Fußbad. Zwar ist auch Hans Olson fern davon, dem Blues neue Impulse einzuhauchen, aber sein Temperament und sein Handwerk klingen homogen. Vom Kratzbürsten und Tiefengurgeln bis zum schmirgeligen Rock beherrscht er die Ansprache dieser Musik. Eine Blues-Lebensform in Reinkultur.
Markthalle, 21 Uhr
Heute abend: Freaky Fuckin' Weirdoz/Selig. Die Münchner Truppe Freaky Fuckin' Weirdoz haben es als erste in Deutschland geschafft, amerikanische Cross-Over-Ideen auf einem adäquaten Level zu verarbeiten. Von kleinen Anfänger-Fehlern abgesehen gelang es ihnen zügig, die Verwebung von Funk-Grooves und Metal-Riffs ohne teutonische Peinlichkeit mit Witz und Technik darzubieten. Im Vorprogramm spielt die Hamburger Band Selig, die Sony gerade versucht als zeitgenössischen Hype aufzubauen. Rock, Pop und Soul-Anklänge werden auf fast professionellem Standard zu einer nicht uninteressanten Gestalt geformt. Etwas Glam und 70's Trash umkrenzt das Quintett, deren steiniger Weg noch vor ihnen liegt.
Große Freiheit, 21 Uhr
Heute abend: Bob Jones. Sein Wissen um die unterirdisch verzweigten Wege des Soul sind beinahe unermeßlich. Als einer der Hierophanten der Londoner Club-Szene mixt „Doctor“ Bob Jones schon seit über zwanzig Jahren das neueste mit dem ältesten. Der Acid-Jazz verdankt ihm nicht die wenigsten Inspirationen und zu seinen Sessions in London pilgern auch Hamburger Musik-Journalisten. Sein Geschmack kann dabei leicht als beliebig wirken, denn vom richtigen Kuschel-Soul bis zum fiesen Hip-Jazz reicht sein Arsenal. Er will aber nur den Raum des Soul stetig erweitern, sagt der Doctor. Jetzt hat er mit Gilles Peterson auch ein flinkes kleines Label gegründet (Black On Black), das brillanten Nachwuchs erspüren und pflegen wird. Heute soll der Doctor die etwas abgefahreneren Fundstücke seiner Sammlung spielen, munkelt man.
Powerhouse, 23 Uhr
Außerdem: Der Jazz-Gitarrist John Scofield spielt in der Fabrik um 21 Uhr. tlb
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