■ Kommentar: Hauptsache, die TV-Kasse stimmt
Noch'n Kommerzsender. Vermutlich seicht, ganz sicher sensationsgeil und auf jeden Fall jenseits jeden journalistischen Qualitätsanspruchs, noch dazu ein Springer-TV. Es fällt nicht schwer, die Vergabe der einzigen lokalen TV-Frequenz an Hamburg 1 als medienpolitischen Offenbarungseid zu geißeln. Zu deutlich hat sich die HAM auf ein einziges Kriterium bei der Frequenzvergabe konzentriert: Rechnet sich ein Lokalsender?
Aber: Hatte die HAM eine Alternative? Der bundesdeutsche Privatfunk, dereinst mit der heeren Versprechung angetreten, größere Vielfalt in der Medienlandschaft zu etablieren, hat sich längst als das entpuppt, was die Kritiker des dualen Rundfunksystems ihm vorausgesagt haben: als willkommenes Vehikel zum Geldverdienen. Das Scheitern des wohl letzten Versuchs, auch inhaltlich innovativ zu sein und neue Akzente zu setzen, ist derzeit beim Kölner Sender Vox zu besichtigen.
Angesichts dieser Erfahrungen waren die Auswahlmöglichkeiten der HAM schon bei Durchsicht der Bewerbungsschreiben äußerst begrenzt. Die Programmkonzepte von Vogel-TV und Otto-Fernsehen - beide gleich vage und kaum zu unterscheiden. Das übliche Angebot von Serien und Spielfilmen gepaart mit Reality-TV, von dem man nur hoffen kann, daß sie wenigstens professionell umgesetzt wird.
Es mag denn auch den letzten Ausschlag für die Entscheidung gegeben haben, daß die Hamburg 1-Anbieter mit der größeren Medienerfahrung aufwarten konnten. Vielleicht, so mögen sich die HAM-Vorständler gedacht haben, wird's ja, wenn schon nicht informativ, dann wenigstens unterhaltsam.
Uli Exner
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