■ Tip: Country and Western
Themenabend über Hank Williams, So., 20.30 Uhr, arte
„I'm so lonesome, I could cry“ ... Wenn man heute hört, wie Hank Williams mit quäkend-nasaler Stimme seine todtraurigen, whiskeygetränkten Country-Heuler singt, fällt es schwer zu glauben, daß er erst 29 war, als er mit einer Mischung aus Alkohol und Amphetamin seinem Leben ein Ende setzte. Hank Williams war der erste wirkliche Country-Star, und als er 1958 starb, begründete er – sehr amerikanisch – nicht nur einen Mythos, sondern auch eine Industrie: die bis heute erfolgreiche Vermarktung von Country and Western als der Musik des wahren, ursprünglich weißen Amerika. Am Sonntag begibt sich arte, sonst eher auf Höhepunkte des europäischen Kulturschaffens abonniert, mit einem Themenabend in das Amerika Hank Williams': „Leben und Sterben eines Cadillac Cowboys“ heißt der 80minütige Dokumentarfilm des französischen Filmemachers Claude Ventura, den arte als deutsche Erstaufführung zeigt. Gewissenhaft folgt Ventura Williams' Spuren und klappert mit der pilgerhaften Hingabe amerikanophiler Europäer die Clubs, Studios und Ausnüchterungszellen ab, in denen sich das Leben seines Helden abgespielt hat. Auf seiner Reise durch den Süden der Vereinigten Staaten interviewt er jede Menge Tourbus-Fahrer, Backing- Musiker, Exfrauen und Produzenten, die „Hank wahrscheinlich besser kannten als irgend jemand sonst“. Da es von Hank Williams kaum Filmmaterial gibt, stellt Ventura dabei als Ich-Erzähler den Schauspieler Arnold Barkus in den Mittelpunkt, was machmal unfreiwillig komisch wirkt: So sehen wir Barkus mit trüber Miene und einem Foto von Hank Williams in der Hand am Bahnhof von Nashville den Güterzügen hinterherblicken. – Anschließend zeigt arte den Spielfilm „Gesicht in der Menge“, den Elia Kazan 1958 – nach einem Buch von Budd Schulberg – über die Blitzkarriere eines jungen Country-Sängers gedreht hat. Auch mit ihm nimmt es kein gutes Ende – eigentlich kein Wunder in der Katzenjammer-Welt der Country-Musik, über die Hank Williams einst gesungen hat: „I'll never get out of this world alive.“Tilman Baumgärtel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen