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Beagle-Tod für den Bluttest

■ Uniklinik: Proteste gegen Tierversuche mit 24 Hunden

Schonfrist für 24 Beagle, die in der Universitätsklinik Eppendorf (UKE) für medizinische Versuche getötet werden sollen. Grund für die Verzögerung: Die Sitzung der Ethik-Kommission in der Gesundheitsbehörde fiel vorgestern aus, die Tierversuche wurden nicht wie geplant abgesegnet. Das UKE kann daher noch nicht mit den Tests für einen Blut-Ersatzstoff an den Hunden beginnen. Gesundheitsbehördensprecherin Christina Baumeister: „Ein neuer Sitzungstermin steht noch nicht fest.“

Hintergrund der Verzögerung könnte auch der Protest von Tierschützern sein. Die „Bürger gegen Tierversuche“ laufen gegen die Pläne Sturm. Am UKE werden jährlich 7000 Tiere, „überwiegend Ratten und Mäuse“, so UKE-Sprecherin Dr. Marion Schafft, für medizinische Forschungen benutzt oder getötet. Auch unter MedizinerInnen sind die Versuche umstritten: „Die Übertragbarkeit der Ergebnisse ist nicht berechenbar. Versuche werden nur zur Absicherung der Wissenschaftler gemacht“, so der Chirurg und Vorsitzende der „Ärzte gegen Tierversuche“, Dr. Werner Hartinger.

Gegenüber der taz verteidigt Marion Schafft die Versuchsreihe. Bevor der Blutersatzstoff „UPBH II“ am Menschen ausprobiert werden könne, müßten Erfahrungen an einem lebenden Organismus gesammelt werden. „UPBH II“ wird aus Rinderblut gewonnen und soll im Notfall das menschliche Vollblut ersetzen. Marion Schafft: „Menschliches Vollblut steht nur begrenzt zur Verfügung, außerdem besteht immer ein gewisses Infektionsrisiko (Hepatitis, HIV, d. Red.) und die Gefahr der Unverträglichkeit“. Das neue Ersatzpräparat wäre blutgruppenunabhängig.

Die Versuche an den Beagles würden, so das UKE, ausschließlich unter Narkose erfolgen. Nach dem Test würde das Tier eingeschläfert, so Marion Schafft, „um Organuntersuchungen durchführen zu können. Der Vorwurf der UKE-Sprecherin an die Tierschützer: „Die Belastungen für die Versuchstiere sind geringer als die, die jedem Schlachttier zugemutet werden“. Der Konter der „Ärzte gegen Tierversuche“: „Man kann nach einem Tierversuch nicht sagen, ob der Mensch ähnlich reagiert wie das Labortier. Damit führt jeder Tierversuch unweigerlich zum Menschentest mit einem unabsehbaren Risiko.“ Kai von Appen

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