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■ Press-SchlagBukac gehorcht nicht!

Mist! Ausgeschieden. Peinliche Pleite! Gegen Italien verloren. Bankrotterklärung! Nicht einmal das Viertelfinale erreicht. Katastrophen-Team! Ähä-ähä-gurgel-würg, keuchhustete ein Druckerzeugnis namens Bild. Und keifte, wie nicht anders zu erwarten war, beleidigt: „Treten Sie zurück, Herr Bukac!“ Nun gut, die Pressekonferenz war gestern morgen flugs organisiert, blieb allein die Frage nach der Phrasierung der Demission, doch was macht der Ludek? Sagt: „Ich bin kein Aufgeber!“ Hat einen Vertrag bis 1995 und wird „weiter daran arbeiten, daß es mit dem deutschen Eishockey nach oben geht“. Na servus! Was jetzt? Keine Katastrophe? Keine Konsequenzen? Fakt sei, hat Franz Reindl zugegeben: „Wir haben das Ziel verpaßt.“ Jenes hieß (zumindest) Viertelfinale und war zuletzt viermal in Folge geschafft worden. Fakt sei aber auch, befand der Sportdirektor: „Wir wollen Perspektiven schaffen, das kann man nur auf diesem Weg weiter tun.“

Der ist gewählt, aber, hat Ludek Bucac (58) während der Bozener Woche stets mit seiner Lieblingsformulierung gesagt: „Wir wissen, es ist nicht so einfach.“ Das ist es nie, und insbesondere dann nicht, wenn der Erfolg ausbleibt. „Ich weiß“, hat der Prager daher gesagt, „daß Deutschland Deutschland ist und man nur akzeptiert, was ganz oben ist.“ Ganz oben ist nun ein neunter Platz tatsächlich nicht, statt zurückzufallen wollte man eigentlich den Abstand weiter verkürzen. Allerdings, behauptet Franz Reindl: „Ich glaube nicht, daß wir soweit weg sind, wie es momentan scheint.“

Was er und Bukac nämlich seit Amtsantritt im Sommer 1991 geleistet haben, kann sich durchaus sehen lassen. Die Eishockey-Nationalmannschaft hat einen höheren Stellenwert bekommen, Bukac hatte den Spielern klargemacht, daß Leistungen im Nationalteam sich auch auf ihre Interessen positiv auswirkten. Profis wollte er dazu haben, nicht unbedingt Stars: „Ich brauche Spieler, die wir formen können“, hat er erklärt. Daß man spielerisch mit den Besten nie würde mithalten können, hatte er schnell erkannt und daher versucht, den Mangel mit erlernbaren Tugenden auszugleichen. Das hat für dieses Mal nicht funktioniert.

Da kam einiges zusammen: Daß sich im nachhinein herausstellt, daß die Torhüter Merk und Heiß doch nicht so prima halten, daß dazu der fürs Toreschießen zuständige Dieter Hegen genauso verletzt passen mußte wie Schlagschußexperte Hiemer, daß nie ein „Lauf“ zustandekam: „Von Anfang an“, sagt Bukac, „ist dieses Turnier nicht für uns gelaufen.“ Warum? Rätsel über Rätsel! Vermutlich aber war's weder „der Druck“, wie Präsident Jäkel vermutete, noch „das fehlende Glück, das wir auch einmal brauchen“, wie Stürmer Raimond Hilger mutmaßte, auch nicht die „fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor“, mit der Wortführer Thomas Brandl die schlechte Trefferquote erklärte. Geschossen hat man häufig, genau 289 mal, getroffen kaum (9 Tore), im Powerplay nur selten, dazu durch Rückstände genötigt, zu offensiv gespielt, was sich selten auszahlt. Grundsätzlich aber ist zu vermuten: Das Team war schlicht nicht gut genug.

Angenehm, daß der Präsident jedenfalls den Überblick nicht verloren hat: „Wir sind nach wie vor der Meinung“, hat Ulf Jäckel unaufgeregt gesagt, „daß unser Weg der richtige ist.“ Und der Trainer auch. Und was sagt Ludek auf die Frage nach seiner Zukunft? „Ich bin Eishockeytrainer.“ Das Ziel ist definiert, „wir wollen nach oben“, das Problem bleibt dasselbe, denn, das weiß auch Ludek Bukac nur zu genau: „Das ist nicht so einfach.“ Bleiben und versuchen Sie's, Herr Bukac! Peter Unfried

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