: 2:0 für Fielmann
■ Sieg in Schmähbrief-Affäre
Erneuter Punktsieg für den Hamburger Optiker Günther Fielmann im Schmähbrief-Skandal: Das Oberlandesgericht Hamm verknackte jetzt den Konkurrenten Franz-Josef Krane aus Rheda-Wiedenbrück dazu, Fielmann die Kosten für die Aufdeckung der Brillenkrieg-Affäre zu erstatten.
Die Vorgeschichte: 1989 tobte in der Optik-Industrie ein Kampf um Marktanteile. In dieser Zeit setzte der Hamburger Optiker-Mogul nicht nur auf Expansion und eröffnete in Nordrhein-Westfalen neue Filialen, er weigerte sich auch, der Forderung des „Brillenkartells“ nachzukommen – dem auch Krane angehört -, wegen des Kostendämpfungsgesetzes keine Kassenbrillen zum Nulltarif mehr anzubieten. („Mein Pappi hat keinen Pfennig dazubezahlt.“)
Kranes infame Idee: Er besorgte sich Briefbögen aus dem Hause Fielmann und täuschte den Schriftsatz eines Mitarbeiters vor, der die Pleite des Optiker-Giganten prophezeite. Das gefälschte Fielmann-Schriftstück spielte er dann gezielt Augenärzten, Lieferanten und den Medien zu.
Fielmanns Verdacht fiel sofort auf den Konkurrenten. Über eine Detektei kaufte er nach Columbo-Manier den Schredder aus dem Kraneschen Reißwolf auf und ließ die Schnipsel von den Schnüfflern wieder zusammensetzen: Resultat von 1000 Stunden Puzzelarbeit: Der Entwurf des Schmähbriefs mit handschriftlichen Krane-Anmerkungen. Nach ersten Dementis gab Krane die Fälschung 1991 vor dem Hamburger Landgericht zu und zahlte 40.000 Mark an die Krebshilfe. Damit nicht genug: Zivilrechtlich konnte Fielmann jetzt erzwingen, daß Krane sämtliche Detektiv-Spesen erstatten muß, die Fielmann auf knapp 500.000 Mark beziffert. Und noch eine Pleite kann Krane blühen. Es ist noch nicht entschieden, ob er noch Schmerzensgeld an Fielmann zahlen muß. Kai von Appen
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