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Die Superkinos kommen nach Berlin

■ Großkonzerne planen den Bau mehrerer Großkinos / UCI denkt an fünf Spielstätten mit jeweils bis zu 2.500 Plätzen

Sie sind die neuen Supermärkte der Zelluloid-Traumwelt, ausgestattet mit modernster Bild- und Tontechnik, mit Sälen für Tausende von Zuschauern, Bars und Kneipen: die Betreiber von Multiplex-Spielstätten drängen nun in die Spreemetrople. Allen voran der US-Konzern „United Cinemas International“ (UCI), der im Oktober 1990 in Hürth bei Köln das erste „Multiplex“ Deutschlands mit 14 Sälen und 2.893 Plätzen eröffnete und mittlerweile weitere Großkinos dieser Art in Bochum (4.166 Plätze, 18 Säle) und in Günthersdorf bei Leipzig (10 Säle, 2.240 Plätze) unterhält, richtet sein Augenmerk auf die Hauptstadt. Mit der Übernahme des Zoo-Palastes im Januar dieses Jahres hat das Tochterunternehmen der „Paramount Communications“ und „United Studios“ bereits einen Fuß an die Spree gesetzt. Angesichts steigender Besucherzahlen gilt der Berliner Kinomarkt in der Branche als der interessanteste in naher Zukunft. „Intensiv“, so UCI-Geschäftsführer Raymond Smith in Bochum, denke man derzeit über den Bau von „vier bis fünf“ Großkinos mit 2.000 bis 2.500 Plätzen in Marzahn, Neukölln, Reinickendorf und Spandau nach. Der Markt im Großraum Berlin werde dadurch keinewegs „übersättigt“.

In Marzahn hat UCI bereits angefragt. Die Planungen des dortigen Bezirksamtes für die Belebung rund um die Marzahner Promenade sehen ein Großkino an der Märkischen Allee mit bis zu 10 Sälen und 2.000 Sitzen sowie 5.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche vor. Mit nur einem einzigen Kino sei der Ostberliner Bezirk „unterversorgt“, meint die Wirtschaftsstadträtin Ines Saager (parteilos, Bündnis 90/Grüne nominiert). Sie wünsche sich einen „hochwertigen Bau“, auf keinen Fall eine „Plastikbude“.

Auch Spandau ist an neuen Kinos interessiert. Möglicher Standort: das 30.000 Quadratmeter große Gelände des alten Güterbahnhofs zwischen Brunsbütteler Damm und Seegefelder Straße, das als künftiges Dienstleistungs- und Handelszentrum vorgesehen ist. Dort seien „ein bis drei Kinos denkbar“, erklärt der Spandauer Baudirektor, Walter Göllner. Die Größenordnung muß noch mit den Investoren ausgehandelt werden. Die Voraussetzungen für Großkinos sind günstig: In umittelbarer Nähe befinden sich Haltestellen für Regionalzüge, die U-Bahn und den Bus.

Im Gegensatz zu UCI, deren Philosophie der Bau auf der grünen Wiese ist, setzen die Flebbe- Filmtheater-Betriebe in Hamburg auf Großkinos in Innenstädten. Langfristig will der Konzern, der unter anderem mit dem 5.323 Plätze und 16 Säle umfassenden „Cinemaxx“ in Essen eines der größten Spielhäuser in Deutschland betreibt, ebenfalls ein Multiplex in Berlin bauen. Mit vier Kinos (Astor, Gloria, Lupe 1 und Filmpalast) ist die Flebbe-Gruppe bereits gut in der Hauptstadt plaziert. „Berlin hat eine Schlüsselstellung für die Kinobranche“, begründet Pressesprecher Thomas Schulz die ehrgeizigen Pläne. Man wolle möglichst zentral bauen, damit die Zuschauer auf das Auto verzichten. In Hamburg, wo Ende 1995 ein Kino für 2.600 Plätze eröffnet werden soll, verhandelt man bereits mit den Verkehrsbetrieben über ein kombiniertes Fahrt- und Kinoticket.

Die Berliner Filmförderungsanstalt (FFA) ist seit geraumer Zeit bemüht, die Sorgen der kleineren und mittleren Kinobesitzer vor den neuen Giganten zu zerstreuen. Seit 1989 durchgeführte Studien der FFA in Bochum, Hürth, Hannover, Gelsenkirchen und Essen zeigen, daß im Umfeld der Multiplexe die Besucherzahl für kleinere Kinos zwischen 1992 und 1993 um 11,3 Prozent zunahm. Angesichts dieser Ergebnisse hält FFA- Vorstandsmitglied Rolf Bähr die Behauptung, die Multiplexe machten die Branche kaputt, für „das übliche öffentliche Besitzstandsgejammere“. Im Gegenteil: Die Großen würden die Kleinen zwingen, ihre Standards an Technik und Komfort zu heben. In einer Millionenmetropole wie Berlin würden zudem die kleineren Bezirkskinos weiterhin eine Chance haben. Denn, so Bähr, „wer fährt denn schon aus der Innenstadt nach Marzahn“. Die Sorge der Betreiber kleinerer und mittlerer Spielstätten, von den Verleihern bei der Vergabe von Kassenschlagern gegenüber den Multiplexen mit ihren diversen Großsälen benachteiligt zu werden, hält der FFA-Mann allerdings für berechtigt: „Das ist in der Tat ein Problem, was nicht ausgeschlossen werden kann“. Skeptisch beobachtet Georg Kloster, Geschäftsführer der Yorck-Kino- GmbH (rund 20 Kinos in Berlin, darunter Delphi, Odeon u. a.) den neuen Trend. Eine „Massierung von Multiplexen“ in den Außenbezirken werde sich über kurz oder lang in der Innenstadt bemerkbar machen. Weiterer Vorteil der Großen ist nach Meinung von Kloster die Funktionalität der Neubauten: Die Säle in den Multiplexen seien so angeordnet, daß nur noch „ein Vorführer gebraucht wird“. Wer hingegen mehrere Kinos in der Stadt habe, brauche auch mehr Personal: „Die Kostenvorteile der Multiplexe“, so glaubt Kloster, könnten sich dann irgendwann „bemerkbar machen“. Severin Weiland

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