„Das ist Stimmungsmache“

■ Brand mit Todesfolge am Weidedamm III: Die Feuerwehr wurde nicht behindert

Die BewohnerInnen des umstrittenen Parzellengebietes Weidedamm III haben ein schlimmes Wochenende hinter sich. Beim Brand eines Holzhauses auf dem Gebiet, der durch eine umgefallene Kerze verursacht worden war, starb am Samstag morgen ein fünfjähriges Mädchen, die Mutter und die Schwester erlitten schwere Verbrennungen und Schnittwunden (siehe taz von gestern). Am Donnerstag, so Klaus Möhle von der Bürgerinitative „Grüner Weidedamm“, sei auf dem Gelände ein Fixer an einer Überdosis gestorben. Am Wochenende dann zog nach seinen Angaben eine Gruppe Rechter mit „Sieg Heil“-Rufen durch die Nachbarschaft und ebenfalls am Wochenende wurde mit einer 9mm-Waffe auf ein Haus gefeuert.

Besonders nahe geht den Weidedammern der Tod des Mädchens in den Flammen, sagen sie. Neben der Betroffenheit geht bei ihnen jetzt die Angst um, daß dieser Vorfall gegen sie verwandt werden könne. Denn die Polizei hat in ihrer Presseerklärung den BewohnerInnen indirekt vorgeworfen, die Rettungsaktion behindert zu haben: „Durch die auf der Karl-Thomer-Allee abgestellten Bauwagen der Weidedamm III-Bewohner wurde das an- und Abrücken der Feuerwehr und die Durchfahrt der Rettungskräfte unmöglich gemacht.“ Das Gebiet sei „extrem unsicher und untragbar“, hieß es von der Polizei, da die BewohnerInnen in Ermangelung eines Stromanschlusses mit offenem Fezer hantierten.

Die Meldung der Polizei ist irreführend. Denn die Feuerwehr ist nach eigenem Bekunden am Betreten und Löschen des Hauses nicht gehindert worden. „Im vorläufigen Brandbericht gibt es keine Hinweise darauf, daß die Beamten etwa durch Bauwagen an der Anfahrt zum Brandherd gehindert worden sind,“ sagte Ernst Hesse von der Feuerwehr. Auch die Zeit – acht Minuten von der Alarmierung bis zum Löschbeginn – weise nicht darauf hin, daß es zu Problemen bei der Anfahrt gekommen sei. Polizeipressesprecher Haupt räumte auf Nachfrage ein, daß die Feuerwehr nicht am direkten Zugang zum brennenden Haus gehindert worden sei. Ein Bauwagen, der halb auf der Straße stand, habe diese allerdings so blockiert, daß sich die nachfolgenden Wagen stauten.

„Das ist ein Stück Stimmungsmache,“ kommentiert Klaus Möhle. „Die Stadt will diesen tragischen Unfall benutzen, um zu demonstrieren, daß das Leben hier auf dem Weidedamm zu gefährlich ist. Ich habe das Gefühl, hier wird bewußt ein Zusammenhang konstruiert, um in der Öffentlichkeit Stimmung gegen das Wohnprojekt zu machen.“ Natürlich haben die Parzellen keinen Stromanschluß, sagt Möhle, „aber dafür haben wir Gas. Wir machen doch keine Lagerfeuer in den Hütten.“ Der Unfall mit dem verbrannten Kind, sagt Klaus Möhle, hätte auch woanders passieren können. bpo