Standbild: Penetranter Zeigefinger
■ "Mona Lisa"
„Mona Lisa“, Sonntag, 18.15 Uhr, ZDF
„Nein“, lächelt ein Herr, der per eingeblendetem Insert als Klaus Freikamp annonciert, „nein“, sagt also der Chefredakteur der Frau im Spiegel, es sei ein Vorurteil, daß seine und andere Frauenzeitschriften nur in Wartezimmern oder Frisierstuben gelesen würden. 700.00 Arztpraxen gebe es gar nicht hierzulande – womit der Herr Freikamp vermutlich recht hat. Ansonsten aber wußte in der ganzen Reportage scheinbar niemand genau, was man eigentlich mit einer – gewiß gutgemeinten – Geschichte über Frauenzeitschriften erreichen will.
Unterstellungen und Verleumdungen durchzogen das ZDF-Frauenmagazin „Mona Lisa“ wie ein geheimer Strom: als ob die Leserinnen von Frau im Spiegel, Vogue, Cosmopolitan oder Playgirl nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, wenn sie lesen, was sie lesen. Moderatorin Maria von Welser sprach zwar am Schluß davon, nicht „mit erhobenem Zeigefinger“ arbeiten zu wollen, aber „klar“ sei doch, daß „wir Frauen nicht fressen, was männliche Geschäftsinteressen“ als „Lesefutter“ zubereiteten. Igittigitt!
Und das genau machte das Manko der Sendung aus: Statt sich von Leserinnen erklären zu lassen, warum sie sich an Döntjes der Monarchien delektieren, weshalb sie die schönen Seiten des Lebens auf noch schöneren Zeitungsseiten goutieren, welche Träume also mit diesem medialen Junkfood geschäumt werden, fuchtelte penetrant besagter Zeigefinger durch alle Schnitte des Reports (der übrigens von zwei Männern, Peter Sydow und Thomas Wolf, gefertigt wurde): Frau liest sowas nicht.
Der Untertitel „Basic Instinct“ versprach dabei der Frauen Gier auf die Spur zu kommen. Doch wurde er so eingelöst, wie Beate Uhse Auskunft über Männersexualität zu geben pflegt – nämlich gar nicht. Frau wisse sowieso, daß die Models und Figuren in den Blättern schon qua Präsenz lügen, was das Zeug hält. Und derart vorverurteilend wird Mona Lisa ein Magazin für die Frau, die mäkelt, ohne zu wissen, warum, die neidisch ist, ohne zu wissen, worauf: Träume zu träumen, gehört jedenfalls nicht zu ihren Stärken.
So feierten die marxistisch-leninistischen Manipulationstheorien mal wieder Urständ: Danke für die Sendezeit. Hätten wir sonst erkannt, daß Monarchie doof und Maria von Welser klug ist? Jan Feddersen
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