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Kein happy end für Martide

■ 16jährige Afrikanerin aus U-Haft entlassen / Abgeschoben wird sie trotzdem

Happy end kann man es nicht nennen. Nachdem gestern vormittag zwischen Ausländerbehörde, Anwalt, Schule und Gericht die Telefone heiß liefen, wurde die 16jährige Martide Achie aus dem Untersuchungsgefängnis Holstenglacis entlassen. Es bleibe aber dabei, so Ausländerbehördensprecher Norbert Smekal, daß die Schülerin in ihr westafrikanisches Heimatland Elfenbeinküste abgeschoben wird – zu einem späteren Termin.

Martide Achie, die in einer betreuten Jugendwohnung wohnt und die Gewerbeschule 20 in Bergedorf besucht, war vorigen Dienstag ohne nähere Gründe vom Sozialamt aufgefordert worden, sich bei der Ausländerbehörde zu melden. Als sie dort am Mittwoch zusammen mit ihrer Betreuerin Elke Wedell erschien, eröffnete ihr der Sacharbeiter, daß ihr Asylbegehren abgelehnt sei. Auf die obligatorische Frage, ob sie freiwillig ausreisen wolle, antwortete das von der Nachricht erschrockene Mädchen spontan mit „nein“. Ein Anruf beim Anwalt wurde der Betreuerin nach deren Angaben verwehrt. Das Mädchen wurde in Handschellen abgeführt und ins Frauenuntersuchungsgefängnis Holstenglacis gebracht. Beim Haftprüfungstermin am Donnerstag entschied die zuständige Richterin, daß Martide Achie im Gefängnis bleiben müsse.

„Eine 16jähriges Kind an Ort und Stelle zu verhaften und in Handschellen zu legen, ist menschenunwürdig“, empört sich der Schulleiter Adalbert Helfberend. Auch Klassenlehrer Peter Jäger und die Mitschüler waren über das plötzliche Verschwinden des Mädchens sehr erschrocken. In einem Brief an die Ausländerbehörde forderte das Kollegium der Schule die sofortige Freilassung. Hinzu komme, so Helfberend, daß im Untersuchungsgefängnis die Haftbedingungen noch strenger seien als im Strafvollzug. Betreuerin Elke Wedell durfte Martide nicht mal ein Wörterbuch mitbringen.

16jährige werden nach dem Ausländergesetz wie Volljährige behandelt, eine Verschärfung, gegen die sich Hamburg auf Bundesebene ursprünglich gewandt hatte. Sofern die Abschiebung nicht zu vermeiden ist, bemühen sich die Betreuer, eine Rückführung unter „vernünftigen Bedingungen“ zu organisieren, wie es der Sprecher des Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung (LEB), Albrecht Gierle, formuliert: „Da muß geprüft werden, welche Bedingungen der Jugendliche in dem Herkunftsland vorfindet.“ Auch müßten die Jugendlichen auf die Ausreise pädagogisch vorbereitet werden.

Dies wird nun wohl auch mit Martide Achie geschehen. Da sie sich inzwischen bereit erklärt habe, freiwillig auszureisen, sei man im „Nachhinein zum Ergebnis gekommen, daß man die Haft nicht braucht“, sagt Smekal, um die Angelegenheit zu Ende zu bringen. Aber eben nicht zum happy end.

Kaija Kutter

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