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■ Rosi's Bremer GeschichtenWas wird aus Bernie?

Die drängendste Frage der Woche: Was wird aus Bernie? Bernd Neumann, unumstrittener Herrscher der Bremer CDU, mühsam aufgestiegen in die Bonner Höhen – ist am letzten Freitag grauslich abgestürzt. Aber ehe Sie jetzt weiterblättern, weil Sie denken „hab ich doch längst alles im ,Weser Report' gelesen“, haltstopp. Haben Sie nicht. Der hat zwar den CDU-Pressesprecher Thomas Diehl betrunken machen, bis der mit der Geschichte darüber rausrückte, warum denn bloß Kohl dermaßen stinkig vom Flughafen in die Stadt gerauscht war. Hat ihnen der Diehl entweder nur die halbe Wahrheit erzählt.

Jedenfalls: Neumann ist nicht zu spät am Flughafen gewesen, weil er gedacht hat, der Kanzler würde später kommen. Wahr ist: Bernie war da. Der CDU-Mann saß in der VIP-Lounge im Flughafen und arbeitete seine Wahlrede durch. Er saß und las, und las und saß, und saß – und als er ausgesessen und -gelesen hatte, da dachte er: Jetzt, und er machte sich gemütlich auf den Weg zum Rollfeld.

Da aber war das Entsetzen groß, denn der Kanzler war nicht nur schon längst gelandet, sondern er hatte auch schon nach seinem Bremer Statthalter Ausschau gehalten. Und nicht gefundenm. Und war stocksauer von Dannen gerauscht.

Jessas, was jetzt? Neumannn raste durch die Stadt zum CDU-Büro am Wall. Alles dunkel. Weiter zum Kongreßzentrum. Alles bloß kein Kanzler.

Der saß derweil im Jürgens Hof und bekämpfte seinen Frust mit Matjes und Schorle – und verfraß dabei den aufwendig vorbereiteten Besuch bei Buten und Binnen. Davon wußte der Kanzler nähmlich gar nichts. Der Gelackmeierte des Abends hieß Eike Besuden vom Heimatfernsehen. Der hatte sich den ganzen Tag auf den hohen Gast vorbereitet und nun war nix. Mußte der frisch zurückgetretene Viertelbürgermeister Hucky Heck den Kanzlerersatz mimen, derweil Besuden ganz unruhig auf seinem Stühlchen hin- und herruckelte.

Aber so richtig schlimm traf es wie gesagt unseren Bernie. Der stand schweißgebadet am Eingang zum Kongreßzentrum, als der Kanzler endlich eintraf. Kennen Sie das: Sie strecken einem die Hand entgegen, und der läuft grußlos vorbei. Auweia, armer Bernie! Was wird jetzt bloß aus ihm, wenn die Gunst des Kanzlers von ihm abfällt – und was wird aus uns allen, wenn Bremen das Gleiche wiederfährt? Kein Geld mehr aus Bonn, bloß weil der Neumann so doof war.

Haben wir das verdient? Eigentlich nicht, findet Ihre

Rosi Roland

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