piwik no script img

Rumänien: Ende der Debatte

■ Opposition streikt gegen neues Entschädigungsgesetz

Budapest (taz) – Rumäniens Oppositionsparteien sind in einen Parlamentsstreik getreten. Unmittelbarer Auslöser dafür war Ende letzter Woche die Debatte des Senats über das Entschädigungsgesetz für einstmals von den Kommunisten enteignete rumänische Bürger. Laut einem Vorschlag der Bürgerallianzpartei (PAC), die zusammen mit anderen Parteien im oppositionellen Dachverband „Demokratische Konvention“ (CD) organisiert ist, soll die Opposition dem Parlament so lange fernbleiben, bis vorgezogene Neuwahlen ausgeschrieben werden.

Der Konflikt zwischen Opposition einerseits und der neokommunistischen und nationalistischen Parlamentsmehrheit andererseits geht auf eine Äußerung des neokommunistischen Staatspräsidenten Ion Iliescu zurück. Er hatte die Gerichte aufgefordert, juristische Entscheidungen zu ignorieren, wonach enteigneten Bürgern ihre Immobilien zurückgegeben wurden. Das gestern vom rumänischen Senat verabschiedete Gesetz, das noch in der Abgeordnetenkammer debattiert werden muß, sieht nur in Ausnahmefällen eine Rückgabe von Immobilien an enteignete Personen vor. Der Staat behält sich in vielen der rund 250.000 Fälle das Recht an nationalisierten Immobilien vor; zumeist handelt es sich um Luxuswohnungen und andere wertvolle Objekte.

Zur Initiative ihrer Partei erklärten PAC-Politiker, das Gesetz sei eine Farce, wie sie bisher noch in keinem osteuropäischen Land aufgeführt worden sei. Es verletze das Menschenrecht auf Eigentum, weil es nur den herrschenden Neokommunisten die früher nationalisierten Immobilien sichere. Andere Politiker der „Demokratischen Konvention“ sagten, das Gesetzesprojekt sei einer der Höhepunkte der undemokratischen Praktiken in Rumänien in den letzten fünf Jahren. Eine endgültige Entscheidung, wie lange der Streik noch fortgeführt werden soll, hat die Demokratische Konvention noch nicht getroffen. Keno Verseck

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen