: China Rock
Eigentlich müßten Cobra eine Erfindung aus einem „Wayne's World“- oder John Waters-Film sein: Eine Frauenband aus Peking, die Poser-Rock spielt und mit wohldosierter Rebellions-Attitüde in weichgezeichnetem Rosa sich genug Ehre um den Jugendkult erworben hat, um gegen das Massaker vom Platz des Himmlischen Friedens sein zu können und trotzdem im Ausland Tourneen machen zu dürfen. Sollte etwa unser Bild vom volksdiktatorischen Repressionsstaat China alles nur westliche Medienpropaganda sein? Auch die dekadent-westliche Individualisierung, die sich in der Formulierung persönlichen Stolzes und anklagender ironischer Poesie gegen die Vermassung niederschlägt, läßt die Frage des Polit-Magazin-Infiltrierten entstehen, ob diese Band denn überhaupt aus China ist?
Musikalisch bieten „China's Rock Queens“ (Untertitel) leider eher schrecklichen Melodikrock mit zuviel billigem Synthesizer und Parallel-Gespiele, was etwas an Yes meets BAP erinnert. Somit ist der Fakt ihrer Existenz interessant, das Resultat, wie es sich auf ihrer Debüt-CD Hypocrisy darstellt, aber eher billiger, westlicher Massengeschmack. Genaugenommen klingt die Band in etwa wie jene deutschen Gruppen aus den Achtzigern, die immer noch der Meinung waren, man könnte mit melodischem70er-Bombast-Rock den großen Durchbruch schaffen. Wenn's hier klappt, dann nur wegen eines miesen folkloristischen Exoten-Bonus'. Da lobe ich mir die China-Oper.
tlb
Fabrik, 20.7.
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