: Aschenputtel fährt nach Hause
■ Griechenland manövriert sich mit einem Herz für den Gegner aus dem Spiel, Bulgarien dankbar für die Präsente
Mit Ruhm haben sich die beiden Mannschaften fürwahr nicht bekleckert: „Das Spiel Bulgarien gegen Griechenland kann man vergessen. Beide machten ihrem Namen als Aschenputtel alle Ehre“, schreibt El pais. Der Corriere dello Sport: „Stoitschkow schickt Griechenland nach Hause. Griechen machten ein doppeltes Harakiri.“ Die Gazzetta dello Sport: „Bulgarien mitreißend, die Hellenen verlieren viermal den Kopf.“ Und Diario 16: „Bulgarien nutzte brutal die Unfähigkeit der Griechen aus“. Jene bestand unter anderem darin, großherzig Geschenke zu verteilen: Stürmer Alexoudis fiel über den WM-Ball und berührte ihn mit beiden Händen – Elfmeter. Torwart Atmtzidis nahm seinen Job als Ballfänger zu genau, er hielt den Bulgaren Sirakow ganz fest – Elfmeter. Und Stoitschkow tat liebend gerne etwas für sein Tor- Konto: „Es ist mir doch egal, ob ich Tore per Elfmeter oder sonstwie schieße. Schließlich wurde auch Deutschland per Elfmeter Weltmeister.“
Na eben. Und außerdem, unansehnliche Partie hin oder her (der Griechen Trainer Panagoulias: „Ich muß meinen Spielern klarmachen, daß wir bei einer WM sind“), die Bulgaren haben sich fest vorgenommen: „Von nun an müssen wir wieder an ernsthaften Fußball denken“ (Emil Kostadinow). Der erste WM-Sieg (4:0) läßt Bulgarien aufs Achtelfinale hoffen. Die Griechen dagegen müssen wohl wie Kolumbien (El pais: „Die Ehre rettet Kolumbien nicht vor der Katastrophe“) die Koffer packen. Auch „Amerika ist auf dem absteigenden Ast“ (El pais), wobei „Rumänien vom Himmel herabstieg in ein Land, das sich nur für Ergebnisse begeistern kann“ (El pais).
Wie auch immer: Rumänien hat sich bereits fürs Achtelfinale qualifiziert. Ebenso wie Brasilien, Belgien, Argentinien und die Schweiz. Zittern müssen dagegen bis zum Abschluß der Vorrunde am Donnerstag Italien, dreimaliger Weltmeister, und die Niederlande, zweimaliger Vizeweltmeister, die bislang beide nur drei Pünktchen auf ihrem Konto vorweisen können. In der Gruppe E, der „Todesgruppe“, ist ein Finale am grünen Tisch, soll heißen Fernsehstudio in Dallas, wahrscheinlich, denn alle vier Mannschaften – Italien, Mexiko, Irland, Norwegen – weisen die gleiche Punktzahl auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen