piwik no script img

Sexualstrafrecht verschärft

■ Neue Verjährungsfrist bei Kindesmißbrauch gültig

Berlin (taz) – Seit gestern kann sexueller Mißbrauch bis zum 18. Lebensjahr der Opfer zur Anklage gebracht werden. Das neue Gesetz, das Ende April vom Bundestag verabschiedet wurde, sieht vor, daß die Verjährungsfrist von Sexualstraftaten an Kindern und Jugendlichen bis zu deren Volljährigkeit ruht.

Diese Regelung erleichtert vor allem die Verfolgung solcher Delikte, die an sehr jungen Kindern verübt worden sind. In diesen Fällen hat die Zeit bisher zugunsten der Täter gearbeitet: Die Wahrscheinlichkeit ist gering, daß ein Kind, das zum Beispiel als FünfjährigeR mißbraucht worden ist, seinen Peiniger in den darauffolgenden zehn Jahren anzeigt – zumal dann, wenn es sich bei dem Täter um einen Familienangehörigen handelt. Jetzt haben auch diese Mißbrauchsopfer die Möglichkeit, die Täter im nachhinein zur Verantwortung zu ziehen.

Der endgültigen Fassung der Gesetzesänderungen waren langwierige politische Auseinandersetzungen vorausgegangen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf legte die SPD bereits im Juni 1992 vor. Dieser stieß jedoch auf Widerstand aus den Reihen der Union und vor allem der FDP. Sie wollte die Verjährungsfrist höchstens bis zum 14. Lebensjahr der Opfer ruhen lassen. Daß die 18-Jahre-Regelung doch noch den Bundestag passieren konnte, ist dem fraktionsübergreifenden Engagement des Frauen- und Jugendausschusses und einzelner Politikerinnen aller Parteien zu verdanken. Sie ließen sich in dieser Abstimmung einmal nicht von der Parteiräson leiten. Sonja Schock

Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen