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Gorleben: Der Tag X ist da

■ Inbetriebnahme des Atomlagers / Castor-Behälter kommen / Mobilmachung unter Atomkraftgegnern / Polizei in Alarmbereitschaft Von Kai von Appen

Dem Wendland steht nach Jahren relativer Ruhe wieder eine massive Kraftprobe zwischen AtomkraftgegnerInnen und der Atommüll-Lobby bevor. Die „Brennelemente Lagergesellschaft“ (BLG) plant, mit zehnjähriger Verzögerung das atomare Zischenlager in Betrieb zu nehmen. Am Dienstag oder Mittwoch kommender Woche soll der erste Castor-Behälter mit abgebrannten hochradioaktiven Brennelementen aus dem AKW Philippsburg eingelagert werden. BLG-Sprecher Jürgen Auer zur taz: „Ich kann den Termin weder bestätigen noch dementieren.“

Allerdings gibt er zu, daß der erste Castor-Behälter – in dem die abgebrannten Brennelemente transportiert und für die nächsten Jahre im Zwischenlager aufbewahrt werden sollen – am Montag voriger Woche im Atommeiler bei Karlsruhe eingetroffen ist. Es gilt als sicher, daß in den vergangenen Tagen die neun radioaktiven Brennstäbe aus dem Druckwasserreaktor darin verstaut worden sind. Am Wochenende wird der Castor transportfähig sein.

Dieses Timing deckt sich mit Informationen der Bürgerinitiativen Lüchow-Dannenberg. Danach habe SPD-Umweltministerin Monika Griefahn intern gegenüber Bürgermeistern aus der Region erklärt, der Transport werde am Mittwoch, 13. Juli, im Zwischenlager eintreffen. Auch der Hebekran am Dannenberger Bahnhof, der den 129 Tonnen schweren Behälter von einem Bundesbahnwaggon auf einen Schwertransporter hieven soll, ist bereits geschmiert und einsatzfähig. Und noch ein Indiz: Bei Bereitschaftspolizei und Grenzschutz in Niedersachsen herrscht bis 13. Juli „Urlaubssperre“. Die Atomkraftgegner: „Wir orientieren uns an diesen Terminen, doch wir bleiben auf Überraschungen gefaßt.“

Es wäre der erste Transport, der sich in Richtung Gorleben in Bewegung setzen würde. BLG-Sprecher Auer: „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, daß in diesem Sommer mit der Einlagerung begonnen wird.“ Sollte der Philippsburg-Castor problemlos Gorleben erreichen, würden unverzüglich weitere Transporte folgen.

Unter den Atomkraftgegnern, die über zehn Jahre lang durch Prozesse und ihren Widerstand die Inbetriebnahme des 1983 fertiggestellten Zwischenlagers verhindert haben, läuft die Mobilisierung auf Hochtouren. Unter dem Motto: „Eingelagert wird nix – Blockade vor dem Tag X“ soll mittels „zivilen Ungehorsams“ unter „Außerkraftsetzung der normalen Verhältnisse“ der Transport gestoppt werden.

Nach Angaben der Bürgerinitiativen wird das Konzept „Tag X minus zwei“ verfolgt. Im Klartext: Bereits an diesem Samstag soll eine „Dauerblockade“ des Zwischenlagers beginnen. Wenn der Transport am Montag tatsächlich den Atommeiler verläßt, soll es bundesweit zu Schienenblockaden kommen, um den Castor möglichst frühzeitig anzuhalten. Erreicht der scharf bewachte Zug dennoch Norddeutschland, konzentrieren sich die Folgeaktionen auf diese Region. Ziel unter anderem sind die Bundesbahnstrecken Uelzen-Dannenberg und Lüneburg-Dannenberg, über die der atomare Transport rollen muß, sofern er nicht vorher auf die Straße verlagert wird. Auch könnte die vielbefahrene Intercity-Strecke nach Süden blockiert oder sogar die ICE-Trasse lahmgelegt werden, um durch einen Zugstau den Castor-Transport zu stoppen.

Eines ist sicher: Dem Wendland stehen bewegte Tage bevor.

Info und Kontakt für Mitfahrgelegenheiten: Anti Atom-Büro, Tel. 040/390 09 22; Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Tel. 05841/4684; LIgA Lüneburg 04131/48599

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