piwik no script img

Drobs zieht in die City

■ Ausweg aus der Bauernstraße: Behörde plant Ringtausch

Die AnwohnerInnen der Bauernstraße können sich berechtigte Hoffnungen machen, demnächst aufatmen zu können: Nach Jahren der Auseinandersetzung um die Drogenberatungsstelle Drobs im Ostertor deuten nun alle Zeichen darauf hin, daß die ungeliebte Junkie-Anlaufstelle doch noch umzieht. Und zwar in die Ölmühlenstraße in der City. Das sickerte gestern durch, nachdem noch am Montagabend Sozialstaatsrat Hans-Christioph Hoppensack nur vage Andeutungen von einer „Notlösung“ gemacht hatte, mit „70 Prozent Wahrscheinlichkeit, daß es klappt.“ Da hatte Hoppensack den verbitterten Ostertorschen gestanden, daß trotz intensiver Bemühungen immer noch kein Ausweichquartier für die Drobs gefunden worden sei. Die AnwohnerInnen wollen nun ihre Klage auf Schließung der Drobs forcieren, sagte gestern Bodo Bilinski von der Initiative Bauernstraße.

Die ist nun vielleicht gar nicht mehr nötig. In der Ölmühlenstraße, einer Querstraße zur Faulenstraße, existiert zur Zeit schon eine Drogenberatungsstelle, doch die hatte lange nicht das brisante Klientel. Das hatte das Sozialressort dem Beirat bei der Einrichtung der Beratungsstelle hoch und heilig versprechen müssen: Kein niedrigschwelliges Angebot wie in der Drobs. Ein Versprechen, das jetzt zur Makulatur wird.

18 Objekte seien geprüft worden, bei manchen sei das Ressort ganz nah dran gewesen, bei keinem habe es aber den Zuschlag bekommen, sagte Hoppensack vor dem Beirat. Dabei machte der Vertreter der Sozialsenatorin Gaertner alles andere als eine gute Figur. Selbst die Notlösung, die Drobs könne zum 1. Januar 1995 in ein Gebäude Auf der Brake 18 einziehen, das bis dahin von der SKP genutzt wird, habe sich fast schon zerschlagen, berichtete Hoppensack. und bei zäherem Nachfragen mußte er kleinlaut zugeben, daß das SKP-Gebäude nicht der Stadt allein gehöre, und für die Umnutzung bräuchte Bremen die Zustimmung der Miteigentümer. Daß die sich über die Junkies freuten, das sei doch eher unwahrscheinlich. Und restlos sauer waren die AnwohnerInnen, als sie am Rande der Sitzung erfuhren, daß die erste schriftliche Anfrage bei der SKP erst vor zwei bis drei Wochen eingegangen sei.

Die Vertragslage Auf der Brake werde noch geprüft, so der Staatsrat. Wenn das Gebäude aber ausfalle, dann sei nur noch der letzte Ausweg „Ringtausch“ drin. Wenn einige Dienststellen der Sozial- und Gesundheitssenatorin Büro-wechsel-Dich spielendann könnte ein Ressort-Gebäude im Bezirk Mitte freigemacht werden. Welches, das wollte Hoppensack nicht preisgeben.

Es ist die Ölmühlenstraße – da gab zwar einerseits das Versprechen an den Beirat, aber andereseits gibt es kaum direkte Anwohner. Und es gibt die Bereitschaft sowohl der Beiräte als auch der betroffenen Personalräte im Sozialressort zu einer schnellen Lösung. „Wir wollen, daß es weitergeht“, sagte Wibke Rendigs, Personalrätin beim Amt für Soziale Dienste. „Wenn die Drobs dichtmacht, dann laufen die Leute doch sowieso bei irgendeiner von unseren Stellen auf.“ J.G.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen