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■ LesetipStimmen aus dem Weltall

Seit dem Altertum interessieren sich die Menschen dafür, wie die Welt entstanden ist. In den letzten dreißig Jahren hat sich in der Astronomie die Urknalltheorie durchgesetzt: Seit seiner Entstehung in einer Art nuklearem Feuerball expandiert das Universum. Sein Alter wird derzeit auf zehn bis fünfzehn Milliarden Jahre geschätzt.

Die Expansion des Universums allein ist jedoch kein hinreichender Beweis für die Urknalltheorie – sie wäre auch mit einem „Steady State-Modell“ erklärbar, bei dem ständig neue Materie entsteht. Entscheidend dafür, daß sich die Urknalltheorie durchgesetzt hat, war die Entdeckung der sogenannten kosmischen Hintergrundstrahlung im Jahre 1965. Diese Strahlung im Mikrowellenbereich ist durch hohe Homogenität und Isotropie gekennzeichnet – ihre Wellenlängenverteilung und ihre Intensität sind praktisch in allen Raumrichtungen gleich. Diese Beobachtung läßt sich nur als Reststrahlung eines heißen Urknalls, des Big Bang, erklären.

Es gibt allerdings offene Fragen im Zusammenhang mit dem Urknallmodell. So ist die Hintergrundstrahlung in einem gewissen Sinne zu einförmig. Aber auch die ungleiche Verteilung der Materie im Weltall ist für die Astronomen ein Rätsel. Um beide Probleme aus der Welt zu schaffen, wurde 1981 das „Inflationsmodell“ entwickelt, das eine Phase extremer Ausdehnung direkt nach dem Urknall annimmt. Dieses Modell geht davon aus, daß das Weltall einen großen Anteil sogenannter dunkler Materie enthalte, die zu winzigen Schwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung führen müßte. Tatsächlich wurden solche Schwankungen vor zwei Jahren auch entdeckt.

Der britische Astrophysiker Michael Rowan-Robinson beschreibt in dem Buch „Das Flüstern des Urknalls“ anschaulich, wie sich die Astrophysik in den letzten dreißig Jahren entwickelt hat und welche Konsequenzen sich aus neuen Beobachtungen ergeben haben. Besonders ausführlich geht er dabei auf den Infrarotsatelliten IRAS ein, der 1983 mit einer fast vollständigen Durchmusterung des Himmels im fernen Infrarot wichtige Daten über die Verteilung der Galaxien und die Entstehung von Sternen lieferte. Als Beteiligter am Projekt IRAS schildert er auch Details dieser Satellitenmission und zeigt das spannende Wechselspiel zwischen Theorie und Beobachtung in der Astronomie. Ute Finckh

Michael Rowan-Robinson: Das Flüstern des Urknalls. Spektrum Akademischer Verlag 1994, 280 Seiten, 49,80 DM

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