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Spanische Fischkutter blockieren Häfen

■ Proteste gegen französischen Thunfischfang mit illegalen Treibnetzen / Regierung in Frankreich will Zugeständnisse machen / Im Fischereikrieg geht es auch um Fanggründe und Arbeitsplätze der Fischer

Paris (AFP/AP/taz) – Der seit eineinhalb Wochen dauernde Fischereistreit zwischen Spanien und Frankreich hat sich gestern erheblich verschärft. In den frühen Morgenstunden begannen Hunderte spanische Fischkutter mit der unbefristeten Blockade zahlreicher Atlantikhäfen, darunter auch der Hafen Hendaye im französischen Baskenland. Dort gingen die aufgebrachten Fischer mit 70 Schiffen an der Mündung der Flusses Bidasoa in Position und spannten zwischen beiden Ufern ein riesiges Stahlnetz auf. Blockiert wurden auch die spanischen Häfen Santander, Gijon, Bilbao, Funterabbia, Santander und Pasajes. In Santander verhinderte die spanische Armada die Einfahrt einer französischen Fähre mit mehr als 1.700 Passagieren an Bord. Mit der Aktion wollen die spanischen Fischer erneut gegen die französischen Fangmethoden und mangelnde Unterstützung durch die eigene Regierung protestieren. Ihren französischen Konkurrenten werfen sie vor, überlange Netze beim Thunfischfang zu verwenden und damit gegen die EU-Richtlinien zu verstoßen. Sie verlangen erweiterte Vollmachten für EU-Inspekteure, damit illegale Treibnetze beschlagnahmt werden können. Darüber hinaus wird ein Importverbot für französischen und irischen Thunfisch gefordert. Nach Angaben von Greenpeace werden durch die umstrittenen Fangmethoden auch zahlreiche geschützte Meerestiere getötet, darunter Delphine und Seeschildkröten. Die Umweltschutzorganisation beschuldigt auch die spanischen Fischer, beim Thunfisch-Fang überlange Netze zu verwenden und fordert ein generelles Treibnetzverbot.

Bereits vor einer Woche hatten rund 100 spanische Fischkutter vor der Küste Galiciens Jagd auf ihre französischen Kollegen gemacht. Die südländische Armada setzte dabei Bolzen, Leuchtraketen, Molotowcocktails und Harpunen ein und kappte mehrere Netze. Erst ein spanisches und französisches Kriegsschiff konnten die Kontrahenden auseinanderbringen. Das Ergebnis der Seeschlacht: Ein französischer Kutter wurde zerstört, vier weitere schwer beschädigt, der Thunfisch-Trawler „Gabrielle“ geentert und in einen spanischen Hafen geschleppt. Nach Angaben der Spanier benutzte die „Gabrielle“ ein mehr als 5,7 Kilometer langes Netz. Premier Edouard Balladur schäumte und verlangte die „sofortige Rückgabe“ des Kutters. Am Donnerstag brachte dann die französiche Marine das spanische Fangschiff „Francisco y Begonia“ auf und setzte es im Militärhafen Lorient in der Bretagne fest. Die Begründung: Französische Kontrolleure hätten in den Laderäumen Fische entdeckt, deren Größe nicht den Fangnormen entsprochen hätte. Der Schiffseigner wurde kurzerhand zu einer Geldstrafe von insgesamt 530.000 Franc (knapp 160.000 Mark) verurteilt.

Derweil schlug die französische Regierung vor, daß die Thunfisch- Trawler künftig nur noch mit einem einzigen Fangnetz mit einer Länge von 2,5 Kilometern ausgerüstet werden sollen. Bei den französischen Fischern allerdings stieß dieser Vorschlag auf strikte Ablehnung. Schließlich geht um wesentlich mehr als nur um Thunfisch und Fangnetzgrößen. In Spanien, das die größte Fischereiflotte Europas besitzt, hängen etwa 100.000 Arbeitsplätze am Fischfang. Die Fischereiverbände würden deshalb den Franzosen am liebsten den Zugang zu den Fischereizonen vor ihrer Küste ganz verbieten. In Frankreich leben zwar nur etwa 15.000 Menschen vom Fischfang, aber die Fischer sind nicht weniger militant. Und ihr Minister Jean Puech, mächtig unter Druck, hat mehrmals angedroht, die französischen Fangflotten notfalls von der Marine eskortieren zu lassen. Ein Einigungsversuch am Rande des EU- Agrarministertreffens in der letzten Woche ging aus wie das Hornberger Schießen. Jetzt wollen die Spanier ihre Blockade so lange aufrechterhalten, bis die Madrider Regierung in Brüssel die Einhaltung der EU-Richtlinien zum Fischfang durchgesetzt habe. es

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