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SeitenstichIn meiner Badewanne...

■ Absonderliche Aufführungsorte beim diesjährigen Musikfest

„Konzert im Werk“, Orchester im Containerhafen und venizianische Vesper mit Musik im Möbelhaus. Der Zeitgeist hat wieder zugeschlagen. Seit Wochen hängen die schicken Plakate für's Musikfest in der Stadt und sie kündigen die absonderlichsten Aufführungsorte an.

Da fordert ein Trend seinen Zoll. Selbst Lorin Maazel scheint das Pittsburgh Symphony Orchestra davon überzeugt zu haben, daß das Eröffungskonzert zum Bremen Musikfest unbedingt und gerade an solch einem stimmungvollen Ort wie dem Terminal in Europahafen stattzufinden hat. Daß der Sponsor Eduscho auch Eigner der Riesenhalle ist, mag eine nicht ganz zufällige Randerscheinung sein. Vorbei die Open-Air-Zeiten, wo Ravels Bolero über die Domsheide schallte. Jetzt heißt es: Crossover. Da wächst vieles zu einander, was sicher nicht zu einander paßt und nicht zu einander will - in der verzweifelten Hoffung, Neues zu entdecken.

Pragmatische Werbestrategen nehmen an der Marketing-Logistik von Cats ein Beispiel. Die Eintittskarten werden im Eduscho-Center beim Bäcker gekauft. Der Anweg erinnert dann entsprechend eher an eine Butterfahrt, denn eine Armada von 50 Großraumbussen aus dem Umland wird sternfahrtmäßig den Freihafen ansteuern.

Das ist Ihnen zu groß, zu pathetisch, Sie hören Musik gern intimer? Wie wäre es mit dem „Konzert im Werk“? Da wirbt ein stadtbekannter Autohersteller auf blauem Grund mit deutlich sichbarem Stern für das NDR-Sinfonieorchester unter Carlo Rizzi. Orchesterwerke von Mendelssohn, Weber, Liszt und Wagner sollen an besonderem Ort päsentiert werden. Hier: Werkhalle 9. Der Grund ein weiterer Crossover-Aspekt. Auch mit dem Konzert im Werk will man neue Zuschauerschichten erreichen. Schüchterne Frage eines lesenden Arbeiters: „Wird trotzdem weiter geschweißt?“

Susanne Raubold

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